Von Rostock ins All?
Es klingt nach Science Fiction, ist aber ein durch und durch bürokratisches Thema: Derzeit lässt das Land Mecklenburg-Vorpommern prüfen, ob in Rostock ein Weltraumbahnhof gebaut werden kann. Dabei geht es um eine Startrampe für Satelliten. Eine Alternative wäre der Bundeswehrflugplatz Nordholz. Beide Standorte sind bereits im Gespräch als Landeplatz für amerikanische Mini-Space-Shuttles. Ein entsprechendes Gutachten soll im nächsten Jahr vorliegen.
Neu ist die Forderung nach deutschem Engagement im Weltraum nicht. Letztes Jahr hat der CSU-Politiker Markus Söder die bayerische Weltraummission „Bavaria One“ vorgestellt, in der es um Investitionen in Luft- und Raumfahrt allgemein geht. Auch die FDP fordert in einem Papier eine „Deutsche Weltraumagentur“, die die Raumfahrt in Deutschland koordinieren soll. Dagegen fordert die Wirtschaft einen deutschen Weltraumbahnhof, von dem aus Satelliten ins All geschickt werden können. Die Vorschläge ernten Spott und Zweifel im Netz, aber bekommen auch Unterstützung von Experten.
Satelliten sind eine Technologie, die sich in den letzten 50 Jahren unglaublich demokratisiert hat, dadurch dass die Satelliten immer kleiner werden – es gibt welche von der Größe eines Schuhkartons – und es immer günstiger wird, diese ins All zu bringen. Mehr zivile Organisationen, Unternehmen, Staaten können sich das leisten, also explodiert die Zahl. – Jan-Niklas Kniewel, Redakteur bei Katapult
Satelliten für alle
Satelliten sind nicht nur für das Militär interessant, um etwa Truppenbeobachtungen zu dokumentieren. Auch für die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft sind Satelliten relevant, da Informationen reibungslos übertragen und Navigationssysteme genutzt werden können. Selbst Wetterdaten werden über Satelliten gesammelt.
Der Platz im All ist international begehrt. Erst im März dieses Jahres hat Indien einen Satelliten ins All geschossen, und damit die Machtverhältnisse in Asien verschoben. Inzwischen kreisen über 2 000 Satelliten in der Erdumlaufbahn, vor fünf Jahren waren es nur halb so viele.
Wie der Platz im All rechtlich verteilt ist und was es bedeutet, wenn jeder Staat und jedes Unternehmen einen Satelliten ins All schießt, verrät Jan-Niklas Kniewel vom sozialwissenschaftlichen Katapult-Magazin im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.
Redaktion: Nadja Häse