Play
Europäische Staaten haben 2015 und 2016 auch Spähsoftware an Diktaturen exportiert. Foto: Karte der Woche | Katapult-Magazin
Bild: Karte der Woche | Katapult-Magazin

Karte der Woche | Spähsoftware

Technik für den Autokraten

Zahlreiche europäische Firmen produzieren Spionage-Software. Geliefert wird sie ausgerechnet an autokratische Machthaber, die diese modernen Technologien nutzen, um ihre Bürger zu überwachen.

Überwachungsindustrie: Spähsoftware auf Vormarsch?

Lange schon stehen europäische Staaten in der Kritik. Der Grund dafür sind ihre Rüstungsexporte in kriegführende Länder und Autokratien. Neuerdings wächst auch die europäische Technologiebranche zum Sorgenkind heran. Sie bringt nämlich Spähsoftware auf den Markt, die Diktaturen gerne einkaufen. Darunter befinden sich unter anderem Technologien zur Videoüberwachung, Ortung und Gesichtserkennung.

Erstmals bekannt geworden sind diese Exportfälle der europäischen Überwachungsindustrie während des Arabischen Frühlings. Zu der Zeit haben Unternehmen ihre Technologien zahlreichen Autokraten des Nahen Ostens zur Verfügung gestellt. Damit konnten diese Oppositionelle ausspionieren. Auch in den folgenden Jahren hat die EU immer mehr Meldungen über Fälle von Menschenrechtsverletzungen durch solche Geschäfte erhalten. Die Reaktion: Verschärfte Handlungsrichtlinien und ein Genehmigungsprozess für jeden einzelnen Exportantrag. Trotzdem haben diese Richtlinien bisher keine weiteren Rechtsverletzungen verhindert.

Deutsche Unternehmen mischen mit

In Deutschland gibt es über 40 Unternehmen, die Spähsoftware produzieren. Darunter Siemens, Rhode&Schwarz und Trovicorso. Laut Menschenrechtsorganisation Privacy International wäre die Bundesrepublick damit sogar auf Platz vier der weltweiten Überwachungsindustrie, nach den USA, Großbritannien und Frankreich. Auch hier erhalten hauptsächlich autokratische Regime solche Produkte, also vor allem Länder wie Ägypten, Marokko, Russland oder die Türkei. Damit wird die ohnehin kritische Menschenrechtslage weiter verschärft.

Die Bundesregierung kontrolliert die Exporte der eigenen Überwachungsindustrie. Jedes Unternehmen muss Anträge stellen und genehmigen lassen. Dann erst darf die Ware das Land verlassen. Dazu hat der Staat die Regulierung in den letzten Jahren verstärkt. Dennoch liefern die Unternehmen weiter. Exportziel Autokratie.

Ein Großteil der Lieferungen, der auch genehmigt wird, geht in unfreie Länder oder Länder, die klar Diktaturen sind. – Sebastian Haupt, Katapult-Magazin

Über die Ausfuhrgenehmigungen für europäische Spähsoftware und andere Technologien hat detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Sebastian Haupt vom Katapult-Magazin gesprochen.

Sebastian Haupt  - ist Redakteur beim Katapult-Magazin und spricht mit uns über den Export europäischer Überwachungssoftware.

ist Redakteur beim Katapult-Magazin und spricht mit uns über den Export europäischer Überwachungssoftware.
Die EU und Europa generell stecken in einem Konflikt: Einerseits die eigene Werte, andererseits die ökonomischen Interessen.Sebastian Haupt
Karte der Woche – Spähsoftware 07:04

Redaktion: Alexandra Boger

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen