Frauenstimmen zählen
In einigen Ländern ist die Einführung des Frauenwahlrechts über ein Jahrhundert her. In anderen Ländern, so wie in der Schweiz, liegt es mit dem Jahr 1971 gar nicht soweit zurück. Dabei sind die Stimmen der weiblichen Bevölkerung nicht nur bedeutend für ihre Gleichstellung und Anerkennung, sondern sie können auch wahlentscheidend im Falle eines Wahlkampfs sein. In Deutschland sind über die Hälfte der Bevölkerung weiblich. Damit stellen sie ein attraktive Zielgruppe dar. Diese Bedeutung der Frauenwahlstimme wird immer mehr Parteien klar. Besonders rechte Parteien nutzen vermehrt feministische Ideale und stellen weibliche Parteispitzen auf, um mehr Frauen für sich zu gewinnen.
Es war aus strategischer Sicht der AfD sehr schlau eine doppelte Parteispitze aufzustellen, denn ein alleiniger Kandidat z.B. Herr Gauland wäre negativer gewesen. – Benjamin Fredrich, Katapult-Magazin
Wahlverhalten verändert sich
Am Anfang haben Frauen ihr Wahlrecht eher auf eine konservative Art ausgedrückt. So wählten sie bis zur Bundestagswahl 1972 eher die CDU. Dies wird durch den Statusunterschied der Geschlechter begründet, denn damals waren Frauen häufiger zu Hause und weniger im Berufsleben. Dem folgte einen Wandel in den 80er Jahren. Mehr Frauen erhielten eine höhere Bildung, traten in das Berufsleben ein und ließen somit auch das Hausfrauendasein hinter sich.
Der Kampf um Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt und im Berufsalltag sowie die damit verbundene Kinderbetretung wurden zu zentralen politischen Themen. Damit verschob sich auch das Wahlverhalten in eine links-liberalere Richtung. Diese Veränderung nennt sich „inversed gender gap“ – also umgekehrter Wechsel, von rechts nach links.
Feminismus als Instrument
Ein erneuter Wandel ist in den letzten Jahren zu sehen. Während die rechtsradikalen und populistischen Parteien historisch gewachsen eher von Männern gewählt wurden, wählen nun auch vermehrt Frauen rechts.
Dieses Phänomen hat sich auch in Frankreich schon gezeigt. So konnte die Parteivorsitzende des Front National, Marine Le Pen, die weiblichen Wählerstimmen für ihre Partei um 13 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl 2007 erhöhen. Auch die AfD stellt mit Alice Weidel als Spitzenkandidatin in der kommenden Bundestagswahl bewusst weibliche Politiker auf und erhoffen sich damit mehr weibliche Stimmen.
Über den Wandel des Frauenwahlrechts und die Bedeutung des Feminismus im politischen Wahlkampf hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Benjamin Fredrich von Katapult-Magazin gesprochen.
Redaktion: Lina Bartnik