Demografischer Wandel bedeutet, dass Bevölkerungen gleichzeitig altern und schrumpfen. In Deutschland hat die Zuwanderung diesen Prozess ein wenig aufgehalten. Dennoch könnte im Jahr 2060 jeder Dritte das 65. Lebensjahr erreicht haben. Im Bundestagswahlkampf taucht der Begriff „Demografischer Wandel“ meist in Gestalt der „Rente ab 70“ auf und sorgt so für Furore. Andere Konsequenzen bekommen weniger Aufmerksamkeit. Ab dem Jahr 2020 gehen die ersten Baby-Boomer in Rente. Das sind die Menschen, die in den geburtenstarken Nachkriegsjahren geboren wurden.
Diese Überalterung wird viele Bereiche der Gesellschaft beeinflussen, vor allem aber den Arbeitsmarkt. Das gilt für die Privatwirtschaft und den öffentlichen Sektor. Doch weder im Bundestagswahlkampf, noch auf Landesebene ist das Problem momentan sonderlich präsent.
Immer weniger Lehrlinge
Bis zum Jahr 2040 könnten 3,3 Millionen Fachkräfte fehlen. Das hat erst kürzlich eine Studie des Basler Forschungsinstituts Prognos ergeben. Laut der Studie werden vor allem Menschen mit einer abgeschloßenen Berufsausbilung oder einem Hochschulstudium gebraucht. Menschen ohne Abschluß werden es dagegen schwerer haben, einen Beruf zu finden.
Gleichzeitig wird sich ein anderes Problem bemerkbar machen: Junge Leute streben immer öfter ein Hochschulstudium an und beginnen weniger oft eine Ausbildung. Gerade in handwerklichen Berufen fehlen die Lehrlinge. Man spricht auch von Überakademisierung.
Es wird auf kurz oder lang Handwerkern oder Gastronomen Schwierigkeiten bereiten, wenn die Lehrlinge fehlen. Denn wenn die Lehrlinge fehlen, dann fehlen irgendwann auch die Fachkräfte. – Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
Beamte werden fehlen
Nicht nur in der Privatwirtschaft, auch im öffentlichen Sektor werden in den kommenden Jahren viele Menschen in den Ruhestand gehen. Das betrifft Angestellte des Bundes, aber auch vor allem der Länder. Eine interne Befragung des dbb Beamtenbund und Tarifunion vom Dezember 2016 hat ergeben, dass dem Staat jetzt schon über 160.000 Mitarbeiter fehlen.
Demografischer Wandel ist nicht neu
Bereits seit 1972 ist die Sterberate in Deutschland höher, als die Gerburtenrate. Da ältere Menschen heute länger gesund bleiben, sind sie auch länger berufstätig. Deswegen hat sich der demografische Wandel nicht früher bemerkbar gemacht, glaubt Arbeitsmarktexperte Karl Brenke.
Das wird bald nicht mehr klappen, weil die geburtenstarken Jahrgänge ans Rentenalter heranrücken. Dann könnte es Probleme geben. – Karl Brenke
detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop hat mir Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin über die immer älter werdende Gesellschaft in Deutschland gesprochen.
Redaktion: Pia Siemer