Angela Merkel und Horst Seehofer sind selten einer Meinung. In der Flüchtlingspolitik sind die CDU-Chefin und der CSU-Chef nun jedoch zumindest rhetorisch weiter entfernt denn je. Merkel wiederholt ihr pragmatisch-optimistisches Mantra von „Wir schaffen das!„, während mit Seehofer mit Parolen wie „Wir sind nicht das Sozialamt“ Stimmung macht und sogar mit dem Bundesverfassungsgericht droht.
Merkels ehrlichste Regierungserklärung?
Zuletzt sind die Umfragewerte von Angela Merkel gefallen, während Horst Seehofer an Beliebtheit gewonnen hat. Trotzdem bleibt die Bundeskanzlerin bei ihrer klaren Wortwahl zur Flüchtlingskrise.
Ob in der Talkshow von Anne Will oder beim Besuch der CDU-Basis in Wuppertal – die Bundeskanzlerin „merkelt“ nicht mehr, sondern positioniert sich in der Flüchtlingskrise ungewohnt deutlich:
Es ist überraschend, dass die Kanzlerin sich hinstellt und sagt: Unsere Möglichkeiten zu handeln sind mittel- und langfristig. Das widerspricht der Logik des schnellen Reagierens der Politik. Das ist aber richtig in dieser Situation. – Christian Bangel, Zeit Online
„Wir schaffen das“ an die Optimisten und Skeptiker
Anders als viele andere Unionspolitiker verzichtet Angela Merkel nicht nur darauf, an die hasserfüllten Teile der Flüchtlingsdebatte anzuknüpfen – sie verzichtet scheinbar auf jedwede Stimmungsmache. Das widerspricht der politischen Logik, ist aber erfreulich – findet Christian Bangel.
Merkel hat sich eher an die Optimisten und die Skeptiker gewandt. Das finde ich bewundernswert, das ist nicht automatisch politisch logisch. – Christian Bangel, Chef vom Dienst bei Zeit Online
Über die ungewohnt klaren Worte von Angela Merkel hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Christian Bangel gesprochen. Er ist Chef vom Dienst bei Zeit Online und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Selbstbild Deutschlands und dem Regieren der Kanzlerin.
Redaktion: Sandro Schroeder