Trauer- oder Hetzmarsch?
In der Kleinstadt Köthen in Sachsen-Anhalt ruft die rechtsradikale Partei „Die Rechte“ am Sonntag zu einer Kundgebung unter dem Motto „Köthen ist das nächste Chemnitz“ auf. Anlass für den angeblichen „Trauermarsch“ ist der Tod eines 22-Jährigen. Dem Marsch durch die Stadt schließen sich auch viele organisierte Rechte aus ganz Deutschland an. Die Kundgebung verläuft Beobachtern nach weitestgehend ruhig. Doch später werden auch nazistische Parolen wie „Nationaler Sozialismus. Jetzt!“ skandiert. Die Stimmung kippt aber ab dem Zeitpunkt der Rede von David Köckert, erzählt Marcus Engert. Er hat für BuzzFeed Deutschland aus Köthen berichtet:
Er hat die Leute derart heiß gemacht und eingepeitscht, und die haben das auch mit sich machen lassen, dass die Stimmung gekippt ist. Dann hat man gemerkt, dass da auch Leute waren, die drauf gewartet haben, dass es jetzt endlich mal losgeht. – Marcus Engert, BuzzFeed Deutschland
Feindbild Presse
Das ehemalige NPD-Mitglied und jetziger Thügida-Chef David Köckert wettert in seiner Rede gegen die „asoziale, antideutsche Schweinepresse“. BuzzFeed Deutschland hat die Rede in ganzer Länge dokumentiert. Die Berichte von tätlichen Angriffen auf Journalisten bei rechten Demonstrationen häufen sich. Erst der Angriff auf ein ZDF-Team bei einer Pegida-Demonstrationen in Dresden, dann die Eskalationen in Chemnitz. Auch in Köthen berichtet neben Marcus Engert auch Martin Kaul von der taz von Übergriffen.
Bei den Leuten, die dort stehen und uns als „Lügenpresse“ oder sogar Störer wahrnehmen, das sind inzwischen geschlossene Weltbilder. Wir kommen da gar nicht rein mit unserer Berichterstattung. – Marcus Engert
Über die Ereignisse in Köthen hat detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Marcus Engert von BuzzFeed Deutschland gesprochen. Er hat aus Köthen berichtet und uns unter anderem erzählt, wie er sich auf solche Demonstrationen vorbereitet.
Redaktion: Nora Auerbach