Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Vor allem aus dem Kosovo fliehen immer mehr Menschen nach Deutschland. Das Bundesinnenministerium zählte allein im Januar über 3.600 Asylanträge. In den kommenden Wochen soll ihre Zahl weiter ansteigen. Und das, obwohl für Kosovo-Flüchtlinge die Aussicht auf Asyl in Deutschland gering ist. Ein Großteil von ihnen wird abgeschoben, da sie nach dem Grundgesetz kein Recht auf Asyl besitzen. Bleiben darf nur, wer in seinem Heimatland politisch verfolgt wird.
Im Stich gelassen?
Nicht erst mit diesem Winter, bereits seit Jahren fliehen die Menschen aus dem Kosovo in Richtung Westen. Ihr Ziel: Ungarn, Österreich oder Deutschland. Sie verlassen ein Land, in dem bittere Armut herrscht und dessen Status bis heute ungeklärt ist. Denn obwohl der Kosovo-Krieg seit 16 Jahren als beendet gilt, hat die Region ihren Platz in der europäischen Welt noch nicht gefunden. Länder wie Serbien blockieren die Entwicklung des Kosovos, indem sie dessen Unabhängigkeit nicht anerkennen. Die Wirtschaft liegt brach. Viele Menschen sind arbeitslos.
Die Zukunft des Kosovo
Vorschläge der Politik, das Kosovo endlich als sicheres Herkunftsland einzustufen, würden die wachsenden Flüchtlingströme kaum eindämmen. Einzig das Asylantragsverfahren und somit die Abschiebung der Kosovo-Flüchtlinge würde beschleunigt werden. Auch helfen die Maßnahmen den Kosovaren nicht aus ihrer desolaten Situation hinaus. Doch was kann Europa tun, um den Kosovo-Flüchtlingen beim Wiederaufbau ihrer Heimat zu helfen? Schon jetzt sind unzählige internationale Organisationen und Länder wie Deutschland mit Hilfstruppen vor Ort.
Warum vor allem im Winter so viele Kosovaren nach Deutschland fliehen und ob die Politik vielleicht etwas versäumt hat, darüber hat Alexander Hertel mit Werner Distler gesprochen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg.
Redaktion: Marie-Kristin Landes