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Nicht wenige könnten an finanzielle Grenzen stoßen, wenn die Zusatzbeiträge der Krankenkassen erhöht werden. Foto: Franck Fife | AFP
Bild: Franck Fife | AFP

Krankenkassen-Überschuss

Steigende Beiträge trotz Überschuss

Die gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen enormen Überschuss erwirtschaftet. Das Plus der Kassen beläuft sich auf mehr als 600 Millionen Euro. Trotzdem steigen die Zusatzbeiträge für Arbeitnehmer. Wo landet das Geld?

Die Krankenkassen haben 2017 bisher mehr Geld erwirtschaftet als im Vorjahr. Knapp 200 Millionen Euro beträgt der Krankenkassen-Überschuss aus den ersten drei Monaten. Damit steigen auch die Rücklagen der gesetzlichen Kassen auf einen Rekordwert von 16,5 Millionen Euro.

Nicht alle Kassen wirtschaften gut

Betrachtet man die Zahlen etwas genauer, fällt vor allem eine unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung der verschiedenen gesetzlichen Kassenarten auf. So konnten besonders die Allgemeinen Ortskassen (AOK) ihren Überschuss von 72 auf 361 Millionen Euro erhöhen, also auf ein Fünffaches. Die Ersatzkassen verzeichneten dagegen ein Minus: Ihr Quartalsüberschuss sank im Jahresvergleich von 206 auf 155 Millionen Euro.

Die Finanzlage ist bei den Krankenkassen sehr ungleich und das auch innerhalb der AOKs. Ein Grund dafür könnte sein, dass die regionalen Kosten für Behandlungen stark variieren. – Jürgen Wasem, Professor für Medizinmangement an der Universität Duisburg-Essen

Die AOK gibt als Grund für das Wachstum ihr striktes Kosten- und Vertragsmanagement an. Die Ersatzkassen beklagen hingegen eine unfaire Verteilung der Versicherungsgelder durch den Finanzausgleich. Zusammen betreuen AOK und Ersatzkassen mehr als zwei Drittel der Versicherten in Deutschland.

Eine Erkrankung wird in Sachsen deutlich billiger behandelt als in Bayern. Das wird durch den Finanzausgleich momentan nicht berücksichtigt und möglicherweise bevorteilt das die Ortskassen. – Jürgen Wasem

Trotz Krankenkassen-Überschuss: Zusatzbeiträge steigen

Bei den gesetzlichen Krankenkassen wird ein allgemeiner Beitragssatz je zur Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Seit dem Jahr 2005 zahlen Arbeitnehmer jedoch jeden Monat 0,9 Prozent zusätzlich, Arbeitgeber sind davon befreit.

Die Linke warnt nun davor, dass die Zusatzbeiträge für die Versicherten innerhalb der kommenden Jahre stark ansteigen könnten. Deshalb fordert sie, die Beiträge wieder gleichmäßig auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufzuteilen. Auch der Sozialverband Deutschland sieht eine Gerechtigkeitslücke in der einseitigen Verteilung der zusätzlichen Kosten.

Jürgen Wasem ist Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler erklärt er den Zusatzbeitrag für die Arbeitnehmer und gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der Krankenkassen.

Jürgen Wasem - ist Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen.

ist Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen.
Ich denke, wir müssen uns weiter auf steigende Beiträge einstellen. Wenn wir das nicht wollen, wäre die Konsequenz daraus, an Leistungen zu sparen. Also zum Beispiel nur noch ernste Erkrankungen von den Versicherungen finanzieren zu lassen.Jürgen Wasem
Rekordüberschuss bei gesetzlichen Krankenkassen 06:31

Redaktion: Robin Hatting

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