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Ob sich Boris Johnson wohl auch als Außenminister Freunde macht? Foto: London Mayor Boris Johnson CC BY-SA 2.0 | Raphaël Labbé / flickr.com

Krautreporter-Wochenrückblick | Nizza, Südsudan, Johnson und Pokémon

Was haben wir gelernt?

In Nizza rast ein mutmaßlicher Terrorist in eine Menschenmenge. Im Südsudan gibt es erneut hunderte Tote. In Großbritannien hingegen kehrt nach dem Brexit-Votum Ruhe ein – doch wird mit Boris Johnson ein umstrittener Außenminister nominiert. Und alle Welt jagt Pokémon. Was haben wir in dieser Woche gelernt?

Erneuter Terroranschlag in Frankreich

Gerade erst hat François Hollande angekündigt, den Ausnahmezustand in Frankreich zu beenden. Und schon wird das Land erneut Ziel eines terroristischen Anschlags: Ein halbes Jahr nach den Anschlägen von Paris tötet ein Mann in Nizza mehr als 80 Menschen, viele weitere sind verletzt.

Am Abend des französischen Nationalfeiertags ist der mutmaßliche Terrorist auf der Strandpromenade mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. Nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo und der Anschlagsserie in Paris gibt es in Frankreich nun also bereits zum dritten Mal in nur zwei Jahren einen größeren Anschlag.

Präsident François Hollande hat zwar von einem terroristischen Charakter gesprochen, aber das ist noch nicht weiter ausgeführt. Und Hollande hat auch den Ausnahmezustand in Frankreich um drei Monate verlängert. – Christian Fahrenbach, Krautreporter

Viele Tote auch im Südsudan

Doch wird nicht nur in Frankreich getrauert: Im Südsudan ist Gewalt an der Tagesordnung. Nun sind bei Gefechten in der Hauptstadt Juba in den vergangenen Tagen mindestens 270 Menschen getötet worden.

Mit der Unabhängigkeit des Landes vor fünf Jahren ist die Hoffnung auf Frieden in der Region gewachsen. Seit 2013 herrscht jedoch ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und einer Rebellenmiliz. Grund dafür ist ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Vize-Präsidenten Riek Machar. Knapp hunderttausend Menschen sind inzwischen gestorben, mehr als zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht. Zwar ist der Krieg im jüngsten Land der Welt vor etwa einem Jahr formal beendet worden, der Konflikt flammt nun aber ausgerechnet am Unabhängigkeitstag wieder auf.

Aber das sind natürlich alles erst mal Konflikte, die für uns wahnsinnig weit weg sind. Und es ist einfach natürlich menschlich so, dass wir es stärker nachvollziehen können, wie es denn sein könnte, wenn man am Strand von Nizza steht und ein Feuerwerk gesehen hat und dann ein Lastwagen einen überfährt. – Christian Fahrenbach

Boris Johnson wird britischer Außenminister

In Großbritannien hingegen beruhigt sich die Lage nach dem Brexit-Votum inzwischen. Doch hat Premierministerin Theresa May nun Boris Johnson zum neuen Außenminister nominiert. Das könnte für weiteren Zündstoff sorgen.

Der frühere Londoner Bürgermeister und Unterstützer der „Vote Leave“- Kampagne gilt als äußerst umstritten – und das nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern vor allem auch im Ausland: So hat Johnson in der Vergangenheit immer wieder durch verbale Fehlgriffe von sich Reden gemacht.

Was man sagen kann, ist, dass seine Rolle – auch wenn er Außenminister wird – nicht so wahnsinnig groß sein wird, wie es zunächst den Anschein hatte, denn […] es wird einen Staatssekretär geben, der für den Brexit und für die Brexit-Verhandlungen verantwortlich ist – obwohl das ja eigentlich ein Thema wäre, was klassisch ein Außenminister machen würde. – Christian Fahrenbach

Und überall sind Pokémon

Die neue App „Pokémon Go“ ist zwar erst wenige Tage alt, doch hat sie bereits nach kurzer Zeit einen wahren Hype ausgelöst. In nur 24 Stunden hat sie Apps wie Tinder und WhatsApp auf der Beliebtheitsskala den Rang abgelaufen. Noch nie zuvor haben so viele Smartphone-Nutzer eine neue App heruntergeladen.

Bei dem App-Remake des zwanzig Jahre alten Nintendo-Spiels geht es darum, kleine Monster zu jagen und schließlich einzufangen. Interaktiv bewegt sich der Pokémon-Jäger dabei durch die eigene Umgebung, die kleinen Monster erscheinen auf dem Smartphone-Display. Erste Warnungen sind bereits ausgesprochen worden: Die Spieler würden durch das Starren auf ihr Handy-Display zu stark abgelenkt. Unlängst ist beispielsweise ein Mann während des Spiels mit einem Messer attackiert worden und auf der Suche nach Pokémon einfach weitergelaufen.

Ich glaube, dass es für die allermeisten Spieler einen sehr großen Nostalgiewert hat. – Christian Fahrenbach

Was wir über das Pokémon-Fieber, die englische Politik und die unterschiedliche Betroffenheit über die Toten von Nizza und im Südsudan gelernt haben, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler in unserem Wochenrückblick mit dem Krautreporter Christian Fahrenbach gesprochen.

Christian Fahrenbach - Journalist und Krautreporter. Jeden Freitag blickt er mit uns zurück auf die Debatten der Woche.

Journalist und Krautreporter. Jeden Freitag blickt er mit uns zurück auf die Debatten der Woche.
Viele fanden es natürlich komisch, dass ausgerechnet Johnson jetzt Außenminister werden soll – nicht nur, weil er für „Leave“ gestimmt hat, sondern auch, weil er eine wahnsinnig lange Geschichte hat, einfach jeden zu beleidigen.Christian Fahrenbach
Krautreporter – Nizza, Brexit und Pokémon 09:08

Redaktion: Franziska Kiedaisch

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