Angst im Bauch
„Deutschland ist sicherer geworden!“ Das war die Botschaft des neuen Bundesinnenministers Horst Seehofer (CSU) heute in Berlin. Dort hat er die Kriminalstatistik 2017 vorgestellt: Sie weist knapp zehn Prozent weniger Straftaten als im Vorjahr aus.
Für den Laien sind allerdings solche umfangreichen Statistikwerke nicht einfach zu lesen und zu durchschauen. Diese Schlagzeile – „Im Jahr 2017 zehn Prozent Rückgang“ – muss man mit einer gewissen Vorsicht betrachten. – Jörg Angenendt, Angstforscher
Für Deutschlands obersten Sicherheitsminister dürfte das eine Erleichterung sein, denn das Bedrohungsgefühl vieler Bürger ist stark. Schaut man in die Foren und Kommentarspalten, zeichnet mancher ein düsteres Lagebild: Die Bundesrepublik als große No-Go-Area, in der man sich kaum noch auf die Straße traut.
Beruhigungspille Kriminalstatistik?
Dass die neuen Kriminalzahlen nun für Beruhigung sorgen, ist jedoch nicht zu erwarten. Persönliche Erlebnisse und Schilderungen aus Netz und Medien scheinen für das Sicherheitsgefühl vieler bedeutsamer zu sein als Fakten. Zumal die abstrakten Informationen aus einer Statistik wissenschaftlich eingeordnet und gedeutet werden müssen.
Für das subjektive Erleben ist viel bedeutender, was im eigenen Nahraum in den letzten Tagen und Wochen besonders präsent war. – Jörg Angenendt
Dies wird noch verstärkt durch ein Klima des Misstrauens gegenüber Politik und Behörden: Wer davon überzeugt ist, dass die Straftaten steigen, lasse sich von Zahlen und Prozenten selten beeindrucken.
Doch warum ist das so? detektor.fm-Moderator Kais Harrabi hat mit dem Freiburger Angstforscher Jörg Angenendt über unsere Wahrnehmung von Bedrohungen gesprochen.
Redaktion: Johannes Schmidt