Play
Kurden feiern in der irakischen Stadt Erbil das Referendum zur Unabhängigkeit der kurdischen Regionen im Norden des Landes. Foto: Safin Hamed | AFP
Bild: Safin Hamed | AFP

Kurdistan im Nordirak

Zerbricht der Irak am Referendum?

Deutlicher geht’s kaum: Im Norden Iraks haben 93 Prozent der Bevölkerung für eine Unabhängigkeit der kurdischen Regionen gestimmt. Das umstrittene Votum wird allerdings nicht nur von der irakischen Regierung abgelehnt. Welche Konsequenzen hat die Abstimmung?

Fakten schaffen

Ein eigener Staat für die Kurden auf irakischem Staatsgebiet? Ginge es nach Masud Barsani, Präsident der schon jetzt in Teilen autonomen Region Kurdistan, wäre der Weg frei. Denn am Montag gab es im Nordirak ein Referendum zur Unabhängigkeit der kurdischen Gebiete. Die Regierungen in Bagdad und Ankara lehnten das Referendum zwar schon im Vorfeld als unrechtmäßig ab, trotzdem stimmte eine überwältigende Mehrheit für ein unabhängiges Kurdistan. Dadurch erhielt der Präsident des autonomen Gebiets ein Mandat, um Verhandlungen mit der irakischen Regierung aufzunehmen.

Doch auch international hagelte es Kritik an der Abstimmung. Denn die einseitige Entscheidung destabilisiere die Region, heißt es. Außerdem endete Barsanis Amtszeit vor mehr als einem Jahr. Seitdem arbeitet das Parlament nicht. Kritiker unterstellen ihm Machtmissbrauch.

Das Referendum ist das legitime Mandat der Bevölkerung an die Regionalregierung, wenn möglich, Gespräche über eine mögliche Unabhängigkeit mit Bagdad zu führen. – Gülistan Gürbey, Politikwissenschaftlerin

Ein unabhängiges Kurdistan?

Schon im Voraus drohte der türkische Präsident Erdoğan mit einer Invasion der türkischen Armee. Denn ein unabhängiger Kurdenstaat könnte sich auch auf das Staatsgebiet der Türkei erstrecken. Auch die Regierung in Bagdad schließt ein militärisches Vorgehen gegen die Autonomieregion nicht aus. Daher sammeln sich an der nordirakischen Grenze zur Türkei bereits Streitkräfte. Seit Dienstag kommt es im Grenzgebiet zu gemeinsamen Übungen beider Staaten.

Die Drohungen Erdoğans könnten ernst zu nehmen sein. Denn schon im Nachbarland Syrien werden die Autonomiebestrebungen der Kurden mit Waffengewalt von Seiten Ankaras unterdrückt. Auch Iran droht mit Wirtschaftssanktionen und Grenzschließungen. Somit stehen Barsani und seine Kurden ziemlich allein da.

Über das Referendum und den Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im Nordirak hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Gülistan Gürbey, Politikwissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin, gesprochen.

Dr. Gülistan Gürbey  - ist Expertin für die kurdischen Regionen im Nordirak.

ist Expertin für die kurdischen Regionen im Nordirak.
Die Regierungen in Ankara, Bagdad, und Teheran haben ein gemeinsames Interessen daran, dass es kein unabhängiges Kurdistan gibt.Dr. Gülistan Gürbey
Was das Referendum der Kurden im Irak für die Region bedeutet 09:58

Redaktion. Joel lander

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen