Jeder sechste Deutsche ist faktisch von Armut betroffen. Das geht aus dem aktuellen Armutsbericht der Bundesregierung hervor. Neben dem flächendeckenden Mindestlohn, der im Januar eingeführt wird, sollen ab dem Jahr 2015 Langzeitarbeitlose bessere Chancen auf eine Beschäftigung bekommen. Ein entsprechendes Konzept hat Arbeitsministerin Andrea Nahles von der SPD heute veröffentlicht.
Wie sieht der Plan aus?
Fast eine Milliarde Euro soll für Unternehmen zur Verfügung stehen. Diese sollen dann Langzeitarbeitslose oder Erwerbslose ohne Berufsausbildung einstellen. Das Gehalt dieser Angestellten soll dann bis zu 100 Prozent vom Staat bezahlt werden. Doch nicht nur potentiellen Arbeitgebern, sondern auch den Arbeitslosen will man unter die Arme greifen. Denn sie bekommen einen „Motivationscoach“ an die Seite gestellt, der ihnen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt helfen soll. Die Langzeitarbeitslosen sollen außerdem stufenweise an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Das kann mit zwei Arbeitsstunden am Tag beginnen und bis hin zur Vollzeitbeschäftigung gehen.
Vielfältige Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit
Langzeitarbeitslosigkeit ist ein strukturelles Problem. Es betrifft zum Teil mehrere Generationen. Liegt die Lösung tatsächlich in einem Coach? Oder darin, Unternehmen teilweise die gesamten Lohnkosten zu bezahlen? Hat doch der Arbeitsmarkt selbst offenbar auch einen Einfluss auf Arbeitslosigkeit und Armut in Deutschkland. Darüber und ob es noch bessere Wege gibt, Langzeitarbeitslosigkeit und somit auch Armut zu bekämpfen, haben wir mit dem Wirtschaftswissenschaftler Heinz-Josef Bontrup gesprochen. Bontrup gehört der gewerkschaftsnahen „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“ an.