Am Wochenende hat sich der UN-Sicherheitsrat mit der Lage in Libyen beschäftigt und Sanktionen gegen das Nordafrikanische Land verhängt – so auch ein Reiseverbot für Präsident Gaddafi und seinen Clan. Seit dem Wochenende gilt nun auch ein Waffenembargo und die Konten der Herrscherfamilie sind weltweit eingefroren worden.
Der UN-Sicherheitsrat machte schließlich auch den Weg für einen möglichen Prozess vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag frei. Welche Bedeutung haben diese Sanktionen nun für das Gaddafi-Regime? Sind sie ein klares Bekenntnis der Staatengemeinschaft zur Opposition?
Kai Ambos ist Lehrstuhlinhaber für Strafrecht, Strafprozessrecht und internationales Strafrecht an der Universität Göttingen und schätzt im Interview mit detektor.fm die Bedeutung der UN-Sanktionen ein.
Zwischen offener Gewalt und skurriler Inszenierung – Wer ist dieser Gaddafi?
Der libysche Präsidenten Gaddafi ist momentan wohl der umstrittenste Mann der Welt. Der heute 68-Jährige stürzte 1969 mit dem „Bund freier Offiziere“ den König von Libyen, König Idris. Er fuhr damals im türkisen VW-Käfer zur Revolution, tritt seither nur noch in Phantasie-Uniformen und bunten Wüstengewändern auf, schlägt bei internationalen Staatsbesuchen sein Beduinenzelt neben den Luxushotels auf und hat stets ein paar Kamele im Schlepptau – wegen des frischen Glases Milch am Morgen. Gaddafi ließ eine Berliner Discothek in die Luft sprengen, oder über Schottland ein Flugzeug, erklärte der Schweiz den Krieg und hat teils radikale Schriften veröffentlicht – eine davon begründet quasi als Manifest den libyschen Staatsaufbau: das „Grüne Buch“.
Wenn man heute Reden von Gaddafi hört, kann man sich nicht mehr vorstellen, dass dieser macht-hungrige Mann, der kaum verständlich auf das Volk schimpft, einmal für dieses Volk gekämpft haben soll. Wer ist dieser Gaddafi also?
Darüber sprachen wir mit Christoph Sydow, Blogger und Autor von Zenith – Zeitschrift für den Orient.