Nach 42 Jahren unter der Herrschaft Gaddafis wurde am Samstag zum ersten Mal frei und demokratisch gewählt. Viele Parteien sind angetreten und mehrere tausend Kandidaten haben sich zur Wahl gestellt.
Technokrat steht für das neue Libyen
Der ehemalige Übergangsministerpräsident Mahmud Dschibril und seine „Allianz der Nationalen Kräfte„, eine Koalition verschiedener liberaler Parteien und Organisationen, gelten als wahrscheinliche Sieger. Der ehemalige Professor, mit Lehrtätigkeit in Amerika, hatte sich frühzeitig den Rebellen angeschlossen. Er war es auch, der die französische Regierung überzeugen konnte, den Übergangsrat als einzige legitime Regierung anzusehen. Das hat ihm das Vertrauen vieler der Rebellen gebracht.
Im Osten brodelt es immer noch
Im Vorfeld der Wahl kam es im Osten des Landes zu Ausschreitungen. Dort begannen die Aufstände gegen Gaddafi und noch immer fühlen sich die Meisten dort benachteiligt. Wahlbüros wurden gestürmt und ein Hubschrauber mit Wahlunterlagen beschossen. Von den 200 Mitgliedern des Nationalkongresses werden nur 80 durch die Wahl ernannt. Die restlichen 120 werden an die „starken“ Männer, also Clanchefs und einflussreiche Personen des Landes, vergeben. Dem Osten Libyens stehen dabei weniger Positionen zu, was zu neuer Unzufriedenheit führt.
Wir haben mit Prof. Günter Meyer von der Universität Mainz gesprochen. Er leitet das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt.