Luftangriff auf Flüchtlingslager
In der Nacht zum Mittwoch ist ein Flüchtlingslager in dem Ort Tadschura in der Nähe von Libyens Hauptstadt Tripolis von einem Luftangriff getroffen worden. Dabei wurden über 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Wer für den Luftangriff verantwortlich ist, ist nicht geklärt. Regierung sowie Rebellengruppen beschuldigen sich gegenseitig.
Der UN-Sicherheitsrat hat deswegen kurzfristig eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Eine gemeinsame Erklärung, in der die UNO die Angriffe auf die Geflüchteten verurteilt, ist allerdings am Widerstand der USA gescheitert. Die US-Diplomaten haben ihre Zustimmung zur Erklärung verweigert. Sie hätten von ihrer Regierung „kein grünes Licht“ dafür bekommen.
Chaotische Lage in Libyen
In weiten Teilen Libyens herrschen seit Jahren anarchische Zustände. Seit dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 kämpfen verschieden Gruppierungen gewaltsam um die Vorherrschaft in dem nordafrikanischen Land. Die beiden Hauptkontrahenten sind die international anerkannte Regierung von Fayiz as-Sarradsch, die außerhalb der Hauptstadt Tripolis allerdings wenig Einfluss besitzt und die selbsternannte Nationalarmee um General Chalifa Haftar, die mittlerweile weite Teile des Landes kontrolliert.
Geflüchtete, die sich zu Hunderttausenden in dem wichtigen Transitland Libyen aufhalten, geraten immer wieder ins Kreuzfeuer zwischen den Konfliktparteien oder werden von diesen für Ihre Zwecke missbraucht.
So lange es in Libyen keine friedliche Lösung gibt, so lange es diese politischen Konflikte gibt, so lange es diese bewaffneten Milizen gibt, so lange wird auch die Situation von Flüchtlingen ausgenutzt. – Nermin Ismail, Deutsche Welle
Über die Luftangriffe auf das Flüchtlingslager bei Tripolis und den Machtkampf in Libyen spricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Nermin Ismail. Sie berichtet für die Deutsche Welle über Libyen.
Redaktion: Yannic Köhler