Saudi-Arabien als Schutzmacht
Schon seit Jahrhunderten brodelt der Konflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Doch der ehemals theologische Konflikt hat seit einigen Jahren eine neue Qualität.
Diese Form von blutiger Auseinandersetzung zwischen Sunniten und Schiiten, wie wir sie inzwischen erleben, hat es bisher nicht gegeben. – Andreas Zumach, Journalist und UN-Korrespondent in Genf
Die beiden Regionalmächte im Nahen Osten, Saudi-Arabien und der Iran, sehen sich als Schutzmächte der beiden Auslegungen des Islams. Mit dieser machtpolitischen Ebene wird ein ehemals vor allem theologischer Konflikt immer mehr zum Motiv für bewaffnete Auseinandersetzungen. Ob sich Saudi-Arabien und der Iran dabei direkt bekriegen werden, ist schwer vorherzusagen. Doch ihre Rivalität bedroht in jedem Fall die ganze Region.
Wir werden auch in Zukunft beobachten, dass dieser Konflikt anhand der Stellvertreter ausgetragen wird. Da halte ich eine militärische Konfrontation für sehr wahrscheinlich. – Daniel Gerlach, Chefredakteur des Nahost-Magazins zenith
Kriegsschauplatz Libanon?
Besonders die jüngste Eskalation um den Libanon macht deutlich, dass der kleine Küstenstaat vielleicht der nächste Austragungsort eines Stellvertreterkrieges werden könnte.
Ein Szenario ist, dass eine Auseinandersetzung von Syrien aus in den Libanon überschwappen kann. Wenn das passiert, dann kann so etwas wie ein regionaler Krieg wirklich eskalieren. – Daniel Gerlach
Die aggressive Machtausweitung des Irans und die neue saudische Politik könnten also jederzeit zu weiteren Eskalationen führen. Damit bedrohen Sie die ganze Region.
Wie geht es weiter im Nahen Osten? Wer ist verantwortlich für die fortlaufende Krise und wer könnte etwas an der Situation verbessern? detektor.fm-Redakteur Julian Christ hat sich diesen Fragen gewidmet und dafür mit den Publizisten Daniel Gerlach und Andreas Zumach gesprochen.