Rechte für den „freien Mann“
An einem Montag vor 800 Jahren beschneidet der englische König John (1167 – 1216) seine Macht und die seiner Nachfolger nachhaltig. Zuvor hat er tyrannisch regiert und horrende Steuern für seine militärisch erfolglosen Feldzüge gegen Frankreich erhoben. Die Barone rebellieren und zetteln einen Bürgerkrieg an. Schließlich gibt John Lackland (zu deutsch: Johann Ohneland) dem Druck nach und setzt in Runnymede – einer Wiese an der Themse – sein Siegel unter eine Urkunde, die später als Magna Carta in die Geschichte eingehen wird.
Kein freier Mann soll gefangen genommen oder inhaftiert werden, oder geächtet oder verbannt oder in irgendeiner Weise vernichtet werden, noch werden wir gegen ihn einschreiten oder uns seiner bemächtigen, außer durch das rechtmäßige Urteil seiner Standesgenossen oder durch das Gesetz des Landes. – Artikel 39, Magna Carta 1215
Ungebrochene Popularität
In 63 Kapiteln steht in dem Dokument auf Latein geschrieben, dass der englische (männliche) Adel grundlegende politische Freiheiten genießt. Der britische Monarch John unterwirft sich im Gegenzug der weltweit ersten Grundrechte-Erklärung. Die Vorteile aus der Magna Carta sind zunächst nur den Eliten des Landes vorbehalten, während die Mehrheit der Bürger weiterhin keine Stimme in den politischen Angelegenheiten bekommt. Erst über die Jahrhunderte ändert sich das schrittweise.
Der Popularität der Carta hat das nicht geschadet. So wird sie auf der anderen Seite des Atlantiks als mittelalterlicher Sieg über die Tyrannei und nationaler Gründungsmythos gefeiert. Zusammen mit der „Bill of Rights“ Ende des 18. Jahrhunderts bildet sie dort die Basis aller Gesetze.
Über das historische Ereignis und seine Auswirkungen bis in die Neuzeit hinein hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit Nicolai von Ondarza, Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, gesprochen.
Redaktion: Friederike Zörner