Der ewige Präsident?
Abdelaziz Bouteflika ist seit mittlerweile 20 Jahren algerischer Präsident. Der inzwischen 82-jährige Politiker hat sein Land über lange Zeit entscheidend geprägt. Nachdem er sich 1956 der Nationalen Befreiungsfront (FLN) und dem Kampf gegen die französische Kolonialmacht angeschlossen hat, war er von 1963 bis 1979 als Außenminister entscheidend an der politischen Ausrichtung seines Landes beteiligt.
In den 1980er-Jahren wurde Bouteflika aus der Partei ausgeschlossen und hat einige Jahre im Exil gelebt. Nach seiner Rückkehr und der Wiederaufnahme in die Partei wurde er 1999 als Nachfolger des FLN-Politikers Liamine Zéroual zum Staatspräsidenten gewählt.
Massenproteste im ganzen Land
Die erneute Kandidatur Bouteflikas als algerischer Präsident ist umstritten. Schließlich ist der Präsident spätestens seit einem Schlaganfall 2013 gesundheitlich schwer angeschlagen. Deshalb galt er bereits vor seiner letzten Wiederwahl im Jahr 2014 als ungeeigneter Kandidat für das Amt des Regierungschefs.
Außerdem ist Bouteflika in den Augen seiner Kritiker nur noch die Marionette einer Gruppe aus Vertretern von Regierung, Geheimdienst und Militär, die Algerien tatsächlich kontrolliert. Gegen den amtierenden Präsidenten und die oligarchischen Strukturen protestieren inzwischen immer mehr Menschen in Algerien. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene drängen auf einen Wechsel an der Spitze des Landes. Sie sind von Arbeitslosigkeit, Armut und Perspektivlosigkeit betroffen.
Der Mann kann nicht laufen. Er kann nicht reden. Es ist einfach lächerlich. – Sofian Philip Naceur, freier Journalist in Algerien
Über die Massenproteste in Algerien hat detektor.fm-Moderator Christian Erll mit Sofian Philip Naceur gesprochen. Der freie Journalist ist aktuell vor Ort und schreibt unter anderem für die Junge Welt und die taz.
Redaktion: Frida Rømo und Florian Lehmann