Wenn der britische Premierminister David Cameron am Freitag Bundeskanzlerin Berlin besucht, treffen zwei Regierungschefs aufeinander, deren Kurs momentan kaum unterschiedlicher sein könnte. Während die Kanzlerin an der Seite von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy „mehr Europa“ fordert, bemüht sich ihr Kollege von der Insel um das Gegenteil. Er erwägt, Kompetenzen aus Brüssel zurück nach London zu holen. Kein Wunder, denn der Druck auf Cameron wächst: Der britischen Wirtschaft droht eine Rezession, die Arbeitslosenquote ist hoch. Viele machen dafür die europäische Währungsunion und die Schuldenkrise verantwortlich.
Merkel muss dagegen die Interessen der Euro-Zone wahren. Sie wird von Cameron Zusagen bezüglich der Einführung einer Finanztransaktionssteuer, sowie Unterstützung bei der geplanten Reform der EU-Verträge fordern.
Wenn es heute eine Volksabstimmung gäbe, könnte man nicht sicher sein, ob sie zugunsten einer EU-Mitgliedschaft überhaupt ausgeht (Jürgen Krönig)
Und als böten diese Themen nicht schon genügend Konfliktpotential, polterte der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder in dieser Woche auch noch kräftig in Richtung britische Regierung. Das Medienecho auf der Insel war enorm. Über das deutsch-britische Verhältnis haben wir mit Jürgen Krönig, London-Korrespondent für die „ZEIT“ gesprochen.