Die Antrittsrede der Kanzlerin wird immer mit hohen Erwartungen verfolgt – was wird sie sagen, was sind die Ziele der kommenden vier Jahre? Dieses Mal ging es um die Ukraine, den NSA-Skandal, aber auch die Rentenreform und das Internet.
Doch für welche Politik steht die Kanzlerin überhaupt? Mehr als einmal ist ihr vorgeworfen worden, Probleme nur auszusitzen und abzuwarten. Selbst aktiv werden – das gehört angeblich nicht zu den Stärken Merkels. In den ersten Wochen der Großen Koalition ist zumindest vor allem die SPD präsent. Nicht nur auf der Tagung in Meseberg gibt sich Vizekanzler Sigmar Gabriel selbstbewusst und auch im Bundestag gibt die SPD den politischen Ton an: Rentenreform, Vorratsdatenspeicherung oder 32-Stunden-Woche. Allein Verteidigungsministerin Urusla von der Leyen sorgt bisher abseits der Sozialdemokraten für Gesprächsstoff. Kann Merkel mit ihrer neuen Regierung also weiter durchregieren, wie sie es mit der FDP konnte?
Darüber haben wir mit dem Journalisten Dieter Wonka gesprochen. Er ist ein profilierter Hauptstadtjournalist, Korrespondent der Leipziger Volkszeitung in Berlin und verfolgt die Politik der Kanzlerin seit Jahren.
Nicht nur inhaltlich, auch rhetorisch scheint Merkel routiniert. Bis auf einige patzige Zwischenrufe ist die Rede ruhig verlaufen, nur einmal kommt die Kanzlerin ins Schwanken: „Ja, hören Sie mal zu!“ hat die Regierungschefin den nachfragenden Gegenstimmen zugeraunt. Ist Merkel eine souveräne Rednerin? Gibt es besondere Floskeln, die die Kanzlerin mit Vorliebe bei jeder Rede verwendet? Haben sich die Ansprachen von Merkel in den Jahren verändert oder sogar weiterentwickelt?
Und inwiefern passt das, was sie sagt, zu dem, was sie tut? Darüber haben wir mit Joachim Knape von der Universität Tübigen gesprochen. Dort ist er geschäftsführender Direktor für den Bereich der „Allgemeinen Rhetorik“.