Infektionskrankheiten bekämpfen, die Mütter- und Kindersterblichkeit reduzieren und für mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressorcen sorgen. Das sind nur drei der acht Millenniumsziele, welche sich die Vereinten Nationen vor fünfzehn Jahren bis zum Jahr 2015 gesetzt hatten. Auch wenn nicht alle Ziele erreicht worden sind, die UNO ist zufrieden. Vor allem gegen die extreme Armut und den Hunger haben die Mitgliedstaaten aus ihrer Sicht erfolgreich gekämpft.
Erstes Millenniumsziel: Armut um die Hälte reduzieren
Die Formel um Armut zu berechen, erscheint dabei recht simpel. Wer täglich weniger als 1,25 Dollar zur Verfügung hat, gilt als in Armut lebend. Die Anzahl der Menschen denen es so geht, sollte um die Hälfte reduziert werden. Dieses Ziel ist bereits im Jahr 2010 erreicht worden. Ausgehend vom Jahr 1990 ist die Armut von rund 700 Millionen Menschen bekämpft worden und von 47 Prozent auf 22 Prozent gesunken. Allerdings bezweifelt der politische Philiosoph Thomas Pogge die Korrektheit der Zahlen.
Das sind verheerende Verringerungen der Armutsgrenze, denn die Kaufkraft eines Dollars beträgt im Jahr 2005 ungefähr nur die Hälfte eines Dollars im Jahr 1985. Also haben sie die Armutsgrenze heruntergesetzt, obwohl natürlich durch Wirtschaftswachstum das Einkommen der Welt ganz stark angestiegen war. Damit bekommen sie einen besser aussehenden Trend. – Thomas Pogge, Professor für Philosophie und Internationale Angelegenheiten in Yale.
Pogge hat vier Jahre lang zusammen mit einem Forschungsteam Armut untersucht. Dabei stellt das Team fest, dass sich Armut nicht auf zu wenig Geld oder Hunger reduzieren lässt. Vielmehr spielen weitere Faktoren wie fehlender Zugang zu Nahrung, zu Gesundheitsvorsorge, Kleidung, Wasser, sanitären Anlagen und auch fehlender Schutz vor Gewalt eine große Rolle, um Armut zu messen.
Hunger ist nicht gleich Hunger
Ein zweites Teilziel, neben der Halbierung der Armut, war auch den Hunger in der Welt zu halbieren. Dieses Ziel ist knapp verfehlt worden. Die Zahl der Menschen, die unterernährt sind, liegt nach Schätzungen der UN bei 795 Millionen. Umgerechnet hätte nach dieser Zahl jeder Neunte nicht genügend Essen. Pogge sieht auch bei dieser Rechnung ein deutliches Problem.
Die FAO konzentriert sich einfach nur auf Engergie, also auf Kalorien und auf die Kalorienaufnahme, also was jemand in den Mund bekommt. Dabei wird übersehen, dass Menschen oft von Parasiten betroffen sind oder andere Krankheiten haben, die das Aufnehmen der Energie, die einmal in den Körper gekommen sind, verhindert. – Thomas Pogge, Professor für Philosophie und Internationale Angelegenheiten in Yale.
Zudem wären Menschen aus Entwicklungsländern ganz anderen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Daher tricksen die Vereinten Nationen laut Pogge auch hier an den Messungen der Millenniumsziele.
Eine Chance mit weiteren Zielen?
An diesem Wochenende hat sich die Weltgemeinschaft neue Ziele gesetzt. Dabei sind 17 neue Nachhaltigkeitsziele und 169 Unterziele beschlossen worden. Bis zum Jahr 2030 wollen die Vereinten Nationen unter anderem die Armut komplett beseitigen. Wie erfolgreich ein solches Vorhaben ist, hat Thomas Pogge, Professor für Philosophie und Internationale Angelegenheiten in Yale, detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf im Interview erklärt.