Still und unscheinbar
Juni 2014: Angela Merkel rügt öffentlich Johanna Wanka und Christian Schmidt dafür, ihre Ressorts zu unscheinbar zu leiten. Die Bildungsministerin und der Landwirtschaftsminister würden kaum in Erscheinung treten und nicht genügend Ergebnisse liefern.
Noch immer gibt es nach 15 Monaten Regierungszeit Minister, die in der Bevölkerung Fragezeichen auslösen. Namen wie Hermann Gröhe und Barbara Hendricks sind nicht jedem geläufig. In Umfragen wie dem „Deutschlandtrend“ tauchen regelmäßig der Außen- und Innenminister auf und erreichen auch hohe Beliebtheitsraten. Die Ressorts Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft und Umwelt geraten dagegen schnell in Vergessenheit.
Bürokratische Strukturen
Oft hängt mediale Aufmerksamkeit mit der Persönlichkeit eines Politikers zusammen. Doch auch die Strukturen der Ministerien selbst unterscheiden sich und tragen dazu bei, dass manche Ministerien mehr beachtet werden als andere. So verfügt das Bildungsministerium beispielsweise über einen hohen Etat, aber Bildung ist Ländersache und die Ministerin muss sich mit 16 Kultus- und Wissenschaftsministern abstimmen.
Es kommt auch vor, dass Kompetenzen verschoben werden. So wanderte die Zuständigkeit für die Energiewende vom Umweltministerium zu Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und zog eine erhöhte mediale Aufmerksamkeit für Gabriel nach sich.
Politisches Kalkül
Aufmerksamkeit bedeutet nicht automatisch Effektivität. Hermann Gröhe beispielsweise gehört zu den Ministern, die unauffällig, aber erfolgreich arbeiten. Der Gesundheitsminister hat bislang Beitragssätze angehoben, um unter anderem mehr Pflegekräfte beschäftigen können und er plant eine Termingarantie bei Fachärzten. Doch diese stillen Erfolge reichen der Bundeskanzlerin nicht. Sie hat das Gesundheitsministerium an Hermann Gröhe vergeben, um das soziale Profil der Union zu schärfen.
Ohne Öffentlichkeit und Aufsehen kann Merkels Plan nicht aufgehen, während die SPD unterdessen im Arbeits- und Sozialministerium und im Ressort Familie in ihren traditionellen Bereichen punkten kann.
detektor.fm-Moderatorin Theresa Nehm hat mit Dieter Wonka über die mediale Unscheinbarkeit einiger Bundesminister gesprochen. Wonka ist Berlin-Chefkorrespondent der Madsack Mediengruppe, der unter anderem die Leipziger Volkszeitung und die Neue Presse gehören.
Redaktion: Lisa Hänel