Zehntausende waren am Sonntag auf den Straßen Moskaus unterwegs. Eigentlich wollten sie gegen den Ukraine-Krieg protestieren. Doch der Mord an Boris Nemzow, einem der bekanntesten Oppositionspolitiker und Mitorganisator der Demonstration, hat die Lage verändert. Aus einem Protest- wurde ein Trauermarsch.
Boris Nemzow wurde in der Nacht zu Samstag auf einer Brücke in Kreml-Sichtweite mit vier Schüssen ermordet. Wer hinter der Tat steckt und wie die Täter ungesehen entkommen konnten, ist noch unklar.
Nemzow war als Putin-Kritiker bekannt
Boris Nemzow war Mitbegründer und Vorsitzender der Oppositionspartei „Republikanische Partei Russlands – Partei der Volksfreiheit“. Unter dem früheren russischen Präsidenten Boris Jelzin war er von 1997 bis 1998 stellvertretender Ministerpräsident, ehe er von seinem Rivalen Wladimir Putin abgelöst wurde. Dessen Politik kritisierte Nemzow fortan regelmäßig.
Zuletzt sprach sich der 55-Jährige gegen die Annexion der Krim und die russische Ukraine-Politik aus. In einem Radio-Interview wenige Stunden vor seinem Tod sprach er von „Putins unsinniger Aggression“ gegen die Ukraine.
Da Nemzow vor allem als scharfer Kreml-Kritiker bekannt war, vermuten manche einen Auftragsmord, bei dem der Staat seine Finger im Spiel haben soll. Sie machen Präsidenten Wladimir Putin dafür verantwortlich. Doch aktuell bleiben vor allem: viele Fragezeichen.
Über die Hintergründe des Mordes und die Stimmung in Russland hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Friedrich Schmidt, Moskau-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, gesprochen.
Redaktion: Friederike Zörner