Es ist für uns hier immer so weit weg – doch gestern Abend, da war der Konflikt zwischen Israel und der Hamas plötzlich nichts mehr, was nur im tausende Kilometer entfernten Gazastreifen stattfindet. Denn Raketen flogen plötzlich auch in unmittelbarer Nähe eines deutsches Kreuzfahrtschiffs, dass im israelischen Hafen vor Anker lag.
Die Empörung und der Schock waren groß. Und sie haben vielen erstmals einen Hauch der Ahnung vermittelt, was die Zivilisten am Gazastreifen seit Jahren als Alltag erleben müssen: Gewalt, Krieg und Terror.
Der Stärkere bleiben – die Grundlagen der israelischen Sicherheitspolitik
Und so werden auch Vorwürfe wieder lauter: Vorwürfe an die Hamas, aber auch an den Staat Israel. Der sorge mit seinem militärischen Eingreifen nicht minder für eine Eskalation des Konflikts.
Dabei folgt der Staat Israel einer bestimmten Logik, wenn es um seine Sicherheitspolitik geht. Israel denkt seine Existenz als Nationalstaat stets auch im Zusammenhang mit seiner militärischen Stärke. Abschreckung potentieller Feinde ist der Grundsatz – und das schließt auch Präventivkriege ein. „Bis heute sind Einwanderung, Siedlung und Sicherheit die drei Maximen der israelischen Politik“, fasst die Politikwissenschaftlerin Tamar Amar-Dahl die Staatsräson Israels zusammen.
Doch ist dieses Selbstbild noch zeitgemäß? Muss man nicht vielmehr unterstellen, dass Israels Sicherheitspolitik die gewünschte Sicherheit gerade nicht bringen konnte? Und wenn alle Beteiligten auf Gewalt immer nur mit Gewalt reagieren: wäre es dann nicht an der Zeit, dass Israel hier neu denkt?
Es sind diese Fragen, die Kritiker immer wieder und nun wieder lauter auch an Israels Adresse richten – kritische Fragen, die an Grundpfeilern des israelischen Selbstverständnisses rütteln. Wir haben sie Tal Gat von der Botschaft des Staates Israel in Deutschland gestellt.