Neue Regeln für den Fischfang
Hering, Scholle, Lachs und Dorsch treffen sich entweder in der Ostsee – oder im Kühlregal. Die Bestände dieser beliebten Speisefische werden besonders stark befischt. Dennoch ist das Ziel der EU-Fischereipolitik, bis 2020 gesunde Bestände zu erzielen. Um dieses Vorhaben auch umsetzen zu können, beratschlagen jährlich die Landwirtschaftsminister der Europäischen Union über neue Fangquoten für den Fischfang. Nun haben die Minister eine Einigung erzielt. Damit kommen sie zumindest teilweise den Forderungen von Umweltschutzorganisationen wie dem WWF oder Greenpeace nach.
Es gibt Entscheidungen, die sind gut im Sinne des Umweltschutzes. Es gibt allerdings auch durchaus Entscheidungen, die hätte ich mir anders gewünscht. – Stella Nemecky, Fischerei-Expertin des WWF
Erste Erfolge
Für Dorsch und Hering, zwei der wichtigsten Arten für die deutsche Fischerei, empfehlen die Umweltschutzorganisationen schon lange eine drastische Verringerung der Fischmengen. Dies ist nun geschehen: Für die westliche Ostsee ist die Quote für den Heringsfang um ganze 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Hinzu kommt, dass 70% der deutschen Fänge des Herings bereits nach dem MSC-Umweltstandard zertifiziert sind. Und die restlichen 30% befinden sich bereits im Zertifizierungsprozess. Auch beim Dorsch ist die Fangmenge um acht Prozent zurückgegangen. Diese Zahl bleibt allerdings noch unter den Empfehlungen der Wissenschaftler. Die plädieren für weitaus geringere Fangquoten, um einen ausgeglichenen Bestand auch für die Zukunft zu sichern.
Aal-Fangverbot bleibt aus
Bei Weitem die größte Enttäuschung herrscht bei den Umweltschutzorganisationen indes über eine weiterhin ausbleibende Fangquote für den europäischen Aal. Obgleich auch die Europäische Kommission auf ein gänzliches Aalfangverbot für die Ostsee gepocht hatte, kam es zu keiner Entscheidung. Laut Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack sei das Fangverbot überhaupt die einzige verbleibende Möglichkeit, das Aussterben des Aals in der Ostsee noch abzuwenden. Es hieß, die Minister wollten im Dezember über eine EU-weite Regulierung verhandeln.
Der Aal ist vom Aussterben bedroht, alleine eine Regelung nur für die Ostsee zu finden, wird da nicht ausreichen. – Stella Nemecky
Über die nun festgelegten Fangmengen für unterschiedliche Fischbestände und die Auswirkungen auf die deutsche Fischerei hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit der Fischerei-Expertin Stella Nemecky vom WWF Deutschland gesprochen.
Redaktion: Julia Rosner
Korrektur: Micht 100% der deutschen Quote für westlichen Hering sind MSC-zertifiziert, sondern 100% hängen vom MSC-Siegel ab: bisher sind rund 70% zertifiziert, während die verbleibenden rund 30% sich derzeit im Zertifizierungsprozess befinden.