stimmtdas.org – Ausweg aus dem postfaktischen Zeitalter?
Seit einigen Tagen ist stimmtdas.org online. Die Macher wollen mit ihrem Angebot eine Lücke füllen. Als unabhängige und nicht gewinnorientierte Plattform versuchen sie, Aussagen von Politikern aufzuspüren und ergebnisoffen einer Überprüfung zu unterziehen – unabhängig von Partei und Person.
An dem Projekt, das ausschließlich durch Spenden und parteiunabhängige Stiftungen finanziert wird, arbeiten mittlerweile 13 Journalisten und Wissenschaftler. Sie wählen aus, welche Aussagen überprüft werden, und bewerten sie anschließend ausführlich. Dabei beschränken sie sich auf Politiker, die zum öffentlichen Diskurs beitragen.
Andere Faktenchecks spezialisieren sich sehr auf Fakenews, aber die Politikeraussagen fallen dabei oft ein bisschen unter den Tisch. – Hauke Pfau, Mitgründer von stimmtdas.org
Der US-Wahlkampf hat allerdings gezeigt, dass es nicht unbedingt eine große Masse an Politikern braucht, um eine große Anzahl an Unwahrheiten zu verbreiten. Eine Analyse der Washington Post kommt zu dem Ergebnis, dass Donald Trump in seinen ersten 100 Tagen als Präsident 492 falsche oder irreführende Aussagen von sich gegeben hat.
Von den USA lernen
Diese Dimension ist einer der Gründe, warum mehrere US-Verlagshäuser neue Abteilungen geschaffen haben, die Trumps Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen – und gegebenenfalls korrigieren. Hier sind die amerikanischen den deutschen Zeitungen deutlich voraus.
Faktenchecks wie stimmtdas.org oder echtjetzt von correctiv.org sind möglicherweise ein Zeichen für einen Bewusstseinswandel in Deutschland. Natürlich lässt sich der US-Wahlkampf nur schwer mit dem in Deutschland vergleichen, aber: Dass Politiker auch hierzulande mit falschen oder nicht belegbaren Aussagen Wahlkampf machen, ist immer wieder zu beobachten.
Was es mit stimmtdas.org auf sich hat, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Hauke Pfau gesprochen. Er ist einer der Gründer des neuen Faktencheck-Portals.
Redaktion: Lukas Gilbert