Das neue Zivilschutzkonzept der Bundesregierung ist endlich auch offiziell veröffentlicht. Seit Tagen diskutiert die Öffentlichkeit bereits darüber – und auch die Internetgemeinde hat bereits alle Witze mit dem Schlagwort „Hamsterkauf“ durchgespielt: inklusive dem, dass alle Hamster ausverkauft sein sollen.
Denn in dem Konzept zur zivilen Verteidigung werden die Bürger dazu aufgerufen, einen Notvorrat an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten und Batterien anzulegen. Jeder soll sich zehn Tage lang autark versorgen können. Ohne einen Supermarkt betreten, den Lieferservice anrufen oder sich bei Oma zum Mittagessen einladen zu müssen. Vorratshaltung für den Fall, dass die öffentliche Ordnung zusammenbricht.
Doch was genau sollen die Bürger für den Ernstfall bereithalten? In seinem „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sogar, nicht nur für zehn, sondern für 14 Tage vorzusorgen.
Einkaufstipps vom BBK
Wen es überfordert, einen solch langen Einkaufszettel zu schreiben, dem gibt das BBK immerhin einen Anhaltspunkt für die richtigen Mengen. Laut BBK braucht jede Person:
- 28 Liter Getränke
- 4,9 Kilogramm Getreide, Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis
- 5,6 Kilogramm Gemüse und Hülsenfrüchte (Achtung: Trockenprodukte benötigen viel Wasser für die Zubereitung)
- 3,7 Kilogramm Milch und Milchprodukte
- 3,6 Kilogramm Obst und Nüsse
- 2,1 Kilogramm Fisch, Fleisch, Eier bzw. Volleipulver
- 0,5 Kilogramm Fette und Öle
- nach Belieben Schokolade, Salzstangen oder Suppenpulver
Insgesamt summiert sich das auf 20,4 Kilogramm Lebensmittel – pro Kopf. Wer eng wohnt, hat dann wohl ein Problem.
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Ein solches Sicherheitskonzept ist keine neue Idee. Bereits 1961 forderte das Bundesernährungsministerium die Bürger auf, seine Speisekammern zu füllen. Damals drohte der Kalte Krieg zu eskalieren. Die Regierung sorgte sich um die Sicherheit ihrer Bürger und wollte sie zum Selbstschutz motivieren.
Aber nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln kann im Katastrophenfall problematisch werden. Wenn Strommasten kippen oder Kraftwerke ausfallen und demzufolge kein Strom mehr aus der Leitung kommt, kann man sich für eine Weile mit Kerzen und Campingkocher aushelfen. Ein batteriebetriebenes Radio liefert derweil Informationen über die Lage und informiert darüber, was der Staat tut, um Unheil von seinen Bürgern abzuwenden.
Die Frage aber stellt sich: ist das nicht seine ureigenste Aufgabe? Hat man als Bürger nicht ein Anrecht darauf, dass der Staat im Katastrophenfall Vorkehrungen getroffen hat: statt das für 10 Tage auf jeden Einzelnen abzuwälzen? Oder ist das naiv?
Über diese Frage und über das neue Zivilschutzkonzept hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Christoph Unger gesprochen. Er ist Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Redaktion: Claudia Doyle