Die CDU im Wandel?
Die CDU steht momentan gut da. Aktuellen Umfragen zufolge könnte die Union bei Wahlen derzeit sogar auf eine absoluten Mehrheit hoffen. Trotzdem soll sich vieles ändern bei der Union.
Gerade weil es heute so gut läuft, müssen wir uns verändern. Wer satt ist, wird träge und selbstzufrieden – sagt Jens Spahn.
Spahn ist parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Er hat neben Generalsekretär Peter Tauber die Kommission „Meine CDU 2017“ geleitet. Die Union möchte jetzt ihre gute Position nutzen und prüfen wie sie auch in den kommenden Jahren und darüber hinaus wettbwerb- und kampagnenfähig bleiben kann. Vor allem will sie aber durch ihre Reformbemühungen bei den Bürgern einen Imagewechsel erreichen.
Die CDU möchte moderner werden und für jene Teile der Bevölkerung attraktiver werden, die bisher nicht im Fokus der Partei standen. Auch will die Union weiter eine Volkspartei bleiben und nicht zu einer reinen Funktionärspartei verkümmern. Auch Parteichefin Angela Merkel mahnte angesichts der sich lösender Wählerbindungen an, dass eine Notwendigkeit zur Veränderung besteht. Diesen Anspruch soll nun das Reformpapier verwirklichen.
Reformen statt Stillstand
Jung, modern, offen – mit diesen Worten ließ sich die CDU bisher eher weniger beschreiben. Denn obwohl mit Angela Merkel an der Spitze der Partei eine Frau steht, haftet der CDU eher der Ruf eines Altherrenvereins an. Tatsächlich sind nur gut ein Viertel der Christdemokraten weiblich. Doch 70 Jahre nach ihrer Gründung will die Partei nun ihr Antlitz aufpolieren und sich reformieren. Für die CDU heißt das konkret: Zukünftig mehr junge Leute, mehr Menschen mit Migrationshintergrund und mehr Frauen als Mitglieder zu gewinnen.
Zusätzlich will die CDU auch vermehrt digitale Kanäle nutzen und besonders in der Kommunikation mit ihren Mitgliedern in Zukunft mehr auf das Internet setzen. Auch die Hürden für den Parteibeitritt will die Volkspartei vereinfachen. Denn neben Frauenmangel kämpft auch die CDU wie alle Parteien gegen den andauernden Mitgliederschwund und Überalterung an.
Wenige Mitglieder, aber viele alte Männer
Die Mitgliederzahl der Union ist seit Mitte der Neunziger um fast 40 Prozent zurückgegangen – von etwa 790.000 auf rund 470.000, Tendenz fallend. Geblieben sind buchstäblich die älteren Herren. Denn das Durchschnittsalter der CDU-Mitglieder liegt mittlerweile bei knapp 59 Jahren. Aber nicht nur der demographische Wandel führt zu einem Mitgliederschwund. Viele Menschen nehmen Politik zunehmend als zu kompliziert wahr. Zudem sinkt die Wahlbeteiligung kontinuierlich und die Politikverdrossenheit steigt weiter an. Die Mitgliedschaft in einer starren Organisation, wie einer klassichen Partei, wirkt auf viele Bürger eher abschreckend und ernüchternd.
Ein Problem auf das Parteienforscher schon seit Jahren hinweisen. Und ein Problem mit dem nicht nur die CDU, sondern Parteien im Allgemeinen zu kämpfen haben. Dagegen weiter auf dem Vormarsch ist das projektbezogene, meist befristete Engagement und die ehrenamtliche Arbeit. Warum soll insbesondere der CDU gelingen, was anderen Parteien bisher nicht gelungen ist? Mit welchen Ideen die CDU ihren Imagewandel umsetzen will, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Constanze Müller mit Bernhard Weßels gesprochen. Er ist Parteienforscher am Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung.
Redaktion: Carsten Jänicke