Eritrea ist alles andere als ein „sicheres Herkunftsland“. Unter dem Diktator Isaias Afewerki gilt lebenslanger Militärdienst. Nahrungsmittel, Strom und Benzin sind knapp. Gerade die junge Bevölkerung macht sich deshalb vermehrt zur Flucht nach Europa auf – aus Angst und Perspektivlosigkeit. Die Folge: Mittlerweile lebt jeder sechste Eritreer im Exil.
Europa rückt für Eritreer in weite Ferne
Die beschwerliche Fluchtroute führt unter anderem durch Israel. Und für manchen Eritreer ist die Flucht dort vorläufig beendet: Das Land hat 2015 ein Gesetz verabschiedet, das es ermöglicht, Flüchtlinge auf der Straße aufzugreifen und zu inhaftieren. Im „Flüchtlingsgefängnis“ Holot betrug die maximale Aufenthaltsdauer bisher 20 Monate; nun soll der Abschiebeprozess auf 12 Monate verkürzt werden. Die Insassen werden dann vor die Wahl gestellt: entweder lassen sie sich nach Uganda und Ruanda abschieben – oder in die geschlossene Haftanstalt Saharonim.
Nach ihrer Abschiebung ist es für Flüchtlinge nahezu unmöglich, eine erneute Flucht anzutreten – und auch Europa rückt in weite Ferne. Israel gilt als sicheres Drittland, also verlieren Flüchtende bei der Ein- und Durchreise ihr Recht auf Asyl in anderen Ländern. In Uganda werden viele von ihnen dann wegen fehlender Papiere festgenommen. Dort leben sie in permanenter Angst, von der eritreischen Regierung gefasst zu werden.
Vor zwei, drei Jahren hat sich das alles verschärft. – Simone Schlindwein, Afrika-Korrespondentin der taz.
Gab es einen Deal?
Auf den ersten Blick verwundert, dass Flüchtlinge aus Eritrea von israelischen Behörden gerade nach Uganda und Ruanda – beides nicht einmal Nachbarländer Eritreas – abgeschoben werden. Über die Hintergründe gibt es bislang nur Mutmaßungen: Hängt es vielleicht mit den verbesserten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Israel, Uganda und Ruanda zusammen, bei dem die beiden afrikanischen Staaten technologische, wirtschaftliche und militärische Zuwendung erhalten, sobald sie sich der „lästigen“ Flüchtlinge annimmt? Israel zumindest leugnet, dass hier ein Zusammenhang besteht.
Von offizieller Seite kriegt man von allen drei Regierungen gesagt: Es gibt gar keinen Deal. – Simone Schlindwein, Afrika-Korrespondentin der taz.
Über solch einen vermeintlichen „Flüchtlingsdeal“ und die Beziehungen zwischen Israel, Uganda und Ruanda hat detektor.fm-Moderator Gösta Neumann mit Simone Schlindwein gesprochen. Die Afrika-Korrespondentin der taz ist vor Ort in Uganda und steht dort auch in Kontakt mit Geflüchteten, die von Israel abgeschoben wurden.
Redaktion: Ines Gerber