Eine schlechte Nachricht nach der anderen
Die schlechten Nachrichten aus dem Jemen reißen nicht ab. Vor vier Monaten ist der Konflikt zwischen der Regierung und den schiitischen Huthi-Rebellen eskaliert. Bereits zu diesen Zeitpunkt wurde vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. Im Moment fehlt es in dem vom Bürgerkrieg ins Chaos gestürzten Land an fast allem: Nahrung, Trinkwasser, sanitäre Anlagen und ausreichender Krankenversorgung. Trotz der Waffenruhe, die brüchig ist, hungert mittlerweile mindestens die Hälfte der Bevölkerung. Nach Angaben der Entwicklungsorganisation Oxfam steigt die ohnehin schon hohe Zahl an Hungernden weiter drastisch an.
Es droht eine humanitäre Katastrophe riesigen Ausmaßes, aber die Kriegsparteien ignorieren alle Aufrufe zur Einstellung der Kämpfe. – Oxfam-Landesdirektor im Jemen, Philippe Clerc
Humanitäre Katastrophe bahnt sich an
Wenn sich die Versorgungslage nicht bald verbessert, befürchtet die Organisation, dass jeder zweite Unterernährte sterben könnte. Schon jetzt ist es die bisher größte Hungersnot im Jemen. Die Vereinten Nationen haben bereits den humanitären Notstand ausgerufen. Der gilt aktuell auch im Irak, im Südsudan und in Syrien.
Die Gründe für die katastrophale Notlage sind nicht nur die andauernden Kämpfe, sondern auch die Versorgungsblockade einer von Saudi-Arabien geführten Koalition. Der Jemen muss den Großteil der benötigten Lebensmittel importieren, seit März ist aber nur ein Bruchteil davon ins Land gekommen.
Keine Lösung in Sicht
Besonders die USA, Großbritannien und der Iran könnten ihren Einfluss in der Region geltend machen, um eine tragfähige Lösung des Konflikts voranzutreiben. Die benötigte internationale Nothilfe ist bisher nur zum Teil finanziert.
Die Vereinten Nationen und besonders der Weltsicherheitsrat müssen ihre Anstrengungen für Friedensverhandlungen verstärken und die Kriegsparteien zu einem dauerhaften Frieden bewegen – Philippe Clerc, Oxfam
Die von den Saudis geführte Militärallianz hat aus humanitären Gründen für die kommenden Tage eine einseitige Waffenruhe erklärt. Unklar ist bislang, ob sich auch die Gegenparteien daran halten werden.
Über die aktuelle Lage im Jemen, hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Robert Lindner gesprochen. Er arbeitet für die Hilfsorganisation Oxfam und ist regelmäßig in den Krisenländern Jemen und Syrien unterwegs.
Redaktion: Nasti Neher & Carsten Jänicke