Einheitspartei Adé
16 Jahre hat es gedauert bis sie abgelöst worden ist: die Demokratische Volkspartei (PDP) in Nigeria. Mit 51,7 Prozent der Stimmen hat Herausforderer Muhammadu Buhari den bisher regierenden Goodluck Jonathan geschlagen. Damit wählte Nigeria erstmals frei und demokratisch. Der Wahlsieg war knapp, jedoch für Jonathan abzusehen. Schon im Voraus soll er Buhari und seinem Parteienbündnis All Progressives Congress (APC) zum Sieg gratuliert haben. Zudem rief er seine Anhänger auf, nicht mit Gewalt auf die Niederlage zu reagieren. Nigeria brauche Stabilität.
Die soll jetzt Buhari herstellen. Eine große Hürde: die allgegenwärtige Korruption. Stabilität versprach Buhari auch immer wieder im Wahlkampf und sicherte sich so Wählerstimmen. Vorrangig kamen die aus dem verarmten, muslimisch geprägten Norden des Landes. Dort kommt auch Buhari her. Viele seiner Wähler hoffen nun auf mehr Einsatz für diese Region als sie es bisher von Goodluck Jonathan gewohnt waren, ist der doch ein Christ aus dem Nigerdelta. Aber auch im deutlich wohlhabenderen Süden konnte Buhari Erfolge feiern, vor allem durch das versprechen die Streitkräfte zu reformieren . Dass Buhari ehemaliger Armeegeneral ist, war scheinbar vorteilhaft, dabei hätte es genauso abschrecken können.
Der neue, alte Präsident
Muhammadu Buhari stand schon einmal an der Spitze Nigerias, 1983 dank eines Putschs. Knapp zwei Jahre führte er eine Millitärdiktatur, bis auch er gestürzt worden ist. Während seiner Amtszeit sammelte er weniger Sympathien als heutzutage. Damals setzte er die Verfassung außer Kraft, beschnitt Freiheitsrechte, sperrte politische Gegner und auch Journalisten ein. Einige wenige Nigerianer haben jetzt auch Angst davor, dass Buhari wieder so handeln könnte.
Er beschreibt sich selbst als konservativen Demokraten, als geläutert. Trotzdem bleiben Teile der Bevölkerung skeptisch, ob er sich an diese Einstellung auch weiterhin hält, wenn die Befriedung des Landes nicht glückt. Schließlich ist Buharis größtes Ziel den Terror im Land zu bekämpfen und das heißt Boko Haram.
Boko Haram als größte Herausforderung
Boko Haram ist zugleich eine ernsthafte Bedrohung für Nigeria. Auch der muslimische Muhammadu Buhari bekam das zu spüren, als er während des Wahlkampfes zum Anschlagziel der Terrorgruppe wurde. Dennoch hat er der Angst und dem Hass der Bevölkerung auf Boko Haram größtenteils seinen Wahlsieg zu verdanken. Vorgänger Goodluck Jonathan unternahm wenig gegen die Terrorgruppe. Das Militär scheiterte permanent und verlor immer mehr Gebiete im Kampf. Vor der Wahl gab es dann erstmals eine ernstzumnehmende Offensive, aber zu deutlich war als Ziel der Stimmenfang zu erkennen.
Das spielte Buhari in die Karten. Der ehemalige General wird im Militär sehr geschätzt. Er setzte deshalb auf seine Expertise, versprach das Militär besser aufzustellen und gegen Boko Haram mit aller Härte vorzugehen. Die Nigerianer hoffen auf den „harten Mann“, der endlich gegen den Terror vorgeht. Auch Experten sind der Meinung, Buhari werde diesen Kampf deutlich offensiver und systematischer angehen. Fraglich ist nur, ob Buhari es schafft dabei in den nun gesetzten, demokratischen Rahmenbedingungen zu blieben.
Über Buhari, seinen Wahlerfolg und die Bekämpfung von Boko Haram hat Moderatoren Maj Schweigler mit Adrian Kriesch gesprochen. Er ist Korrespondent der Deutschen Welle in Nigeria.
Redaktion: Constanze Müller