Meinungsbildung durch Framing
Framing, Framing-Effekt, Deutungsrahmen – alle drei Begriffe stehen für einen Effekt: Wird eine Aussage oder ein Wort in verschiedenen Formulierungen verwendet, transportiert es dabei immer unterschiedliche Botschaften.
Wenn man über ein politisches Thema kommuniziert, muss man einen Frame nutzen. – Elisabeth Wehling, Sprachforscherin
Ein Beispiel sind die Begriffe Mindestlohn (SPD) und Lohnuntergrenze (CDU). Beide Wörter beschreiben das gleiche, jedoch haben sie einen anderen Blickwinkel. Der Mindestlohn beschreibt nämlich die Sicht des Arbeitnehmers und strebt ein „Höher“ an. Die Lohnuntergrenze nimmt die Sicht des Arbeitgebers ein. Und dieser will mit dem Lohn so „tief“ wie möglich.
Kaum ein Wort kann außerhalb eines bestimmten Frames verwendet werden. Denn das menschliche Gehirn verbindet die verschiedenen Wörter immer mit bestimmten Gefühlen, Gerüchen und Erinnerungen.
https://youtu.be/lf1EvEolUtY
Politisches Framing im US-Wahlkampf
Schon George W. Bush hat das politische Framing 2001 für sich genutzt. Er sprach kurz nach dem Attentat vom 11. September nicht von Opfern, sondern von Gefallenen. Damit vermittelte er den Einwohnern Amerikas das Gefühl, im Krieg zu sein.
Und spätestens seit dem vergangenen US-Wahlkampf hat man auch bewusst etwas von dem politischen Framing gehört. Denn der Republikaner Donald Trump war der Kandidat, der das Framing für sich genutzt hatte.
Politische Inhalte können nicht ohne die Sprache vermittelt werden. – Elisabeth Wehling
Und Trump nutzt es noch immer für seine Zwecke. Die Sprachforscherin Elisabeth Wehling bezeichnet diese Verwendungen als „Nebelkerzen“. Begriffe wie „alternative Fakten“ sollen nur davon ablenken, was eigentlich hinter den politischen Machenschaften des Präsidenten steckt.
Einfluss auf den deutschen Wahlkampf
Auch im deutschen Wahlkampf wird das politische Framing schon genutzt. Ob nun die AfD mit ihrem Begriff „Lügenpresse“ oder Martin Schulz, der sich ähnlich Trump der einfachen Sprache bedient.
Elisabeth Wehling meint dazu im Interview mit den detektor.fm-Moderatorinnen Carina Fron und Sara Steinert, dass vor allem die Journalisten sich nicht von den politischen Gruppen ausnutzen lassen dürfen. Sie müssen von vornherein klären, wer welche Frames nutzt und durch Fakten sich eine Meinung bilden.
Redaktion: Conny Poltersdorf