Sorge vor der totalen Machtübernahme
Der missglückte Militärputsch von Freitagabend lässt die EU und die USA sorgenvoll in die Türkei blicken. Dort ließ Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan bislang mehr als 6.000 Menschen festnehmen, darunter 3.000 Zivilisten.
Darüber hinaus wurden 2.700 Richter und Anwälte ihres Dienstes enthoben, das ist etwa jeder Fünfte. Ausländische Beobachter befürchten daher, dass Erdoğan den Putschversuch nutzt, um seine Macht weiter auszubauen.
Derweil hat Erdoğan weiter den im amerikanischen Exil lebenden türkischen Geistlichen Fethullah Gülen beschuldigt, hinter dem Umsturzversuch zu stecken. Dieser bestreitet das vehement und beschuldigt Erdoğan wiederum, den Putsch inszeniert zu haben.
Die geforderte Auslieferung Gülens in die Türkei sei für die US-Behörden bislang kein Thema, erklärte eine Regierungssprecherin. Es sei auch kein entsprechender offizieller Antrag aus der Türkei eingetroffen. Sollte diese geschehen, werde er geprüft.
Er zieht sein eigenes innenpolitisches Programm durch und nimmt im Prinzip keine Rücksicht auf das, was seine Partner in der EU aber auch die USA von ihm verlangen. – ZEIT Online-Redakteur Zacharias Zacharakis
Kandidat Trump setzt auf Spaltung
In den USA selbst beginnt diese Woche die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfes. In Cleveland trifft sich ab heute die Republikanische Partei, um offiziell ihren Kandidaten für das höchste Amt des Staates zu bestimmen. Donald Trump hat keine Gegner mehr.
Der Immobilienmogul hat unterdessen erneut betont, massiv in die äußere und innere Sicherheit der USA investieren zu wollen. Als Beleg für die Notwendigkeit seiner Law and Order-Politik sieht er auch die tödlichen Schüsse auf Polizisten in Louisiana.
Es ist schon klar, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Afroamerikanern ziemlich stark in den Wahlkampf hineinspielen werden. – Zacharias Zacharakis
Dort hatte ein ehemaliger Irak-Veteran gezielt auf Polizeibeamte geschossen. Drei sind gestorben, drei wurden verletzt. Es ist der zweite Anschlag auf US-Polizisten binnen zehn Tagen. Am 8. Juli hatte ein Mann am Rande einer Demonstration in Dallas fünf Beamte erschossen.
Beide Taten sollen im Zusammenhang mit zwei Fällen tödlicher Polizeigewalt Anfang Juli stehen. Unabhängig voneinander hatten Beamte je einen unbewaffneten Afroamerikaner erschossen. Dies hat die lange schwelende Auseinandersetzung um Gewalt und Rassismus in der US-Polizei zum Überkochen gebracht.
Trump instrumentalisiere die Fälle, um die Spaltung der Gesellschaft voran zu treiben, findet Zacharias Zacharakis von ZEIT Online. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel hat er über die Situation in den USA und die Folgen des Putschversuchs in der Türkei gesprochen.