Bachelor, das heißt für viele Studierende ein überladener Stundenplan, Prüfungsstress und Notendruck. Am Ende steht ein Abschluss, der oft aus Sicht der Arbeitgeber wenig zählt. Kritiker bezeichnen das als ein „Schmalspurstudium“. Jetzt wollen sowohl die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) als auch die Kultusministerkonferenz (KMK) die Bachelorstudiengänge neu strukturieren. Beide Institutionen wollen das Bachelorsystem reformieren.
Bachelor der Zukunft: Weniger Stress, mehr Individualität
In den Reformplänen geht es vor allem darum, Studenten mehr Freiraum zu lassen. Dafür soll es zum Beispiel in den ersten beiden Semestern in Zukunft keine Zensuren mehr geben, die mit in die Endnote einfließen. Auch einen strikten Stundenplan à la gymnasialer Oberstufe von Montag 8 Uhr bis Freitag 16 Uhr wollen die Vertreter von Hochschulrektorenkonferenz und die Kultusminister am liebsten abschaffen.
Der Stundenplan darf nicht so vollgepackt werden, dass der Studierende keine Wahl mehr hat. – Holger Burckhart, Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz
Während des Studiums soll es Studienanfängern in Zukunft leichter gemacht werden, persönliche Neigungen zu erkennen und das erste Fach der Wahl in Ruhe zu überdenken. Mehr Zeit für den Blick über den fachlichen Tellerrand wünschen sich die Macher der Reformpläne: So sollen etwa Physiker auch die Gelegenheit erhalten, mal eine Vorlesung der Kulturwissenschaften oder ein BWL-Seminar zu besuchen.
Ich hoffe, dass wir Wintersemester 2017 schon deutliche Veränderungen spüren werden. – Holger Burckhart
Für viele kommen diese Pläne sicher zu spät. Bereits 2009 und 2011/12 protestierten Studierende für eine Änderung des Bachelor-Master-Systems. Auch die jetzt geplanten Reformen lassen sich nicht von heute auf morgen umsetzen. Die Konzepte der Hochschulrektorenkonferenz und der Kulturministerkonferenz sind lediglich Vorschläge. Nun liegt es in der Hand der Hochschulen, die Pläne möglichst schnell in die Praxis umzusetzen.
Ohne Master keine Chancen?
Auch wenn der Bachelor seit Beginn der Bologna-Reform in der Kritik steht – so schlecht wie sein Ruf ist er nicht. 85 Prozent aller Studierenden finden im ersten Jahr nach ihrem Bachelor-Abschluss eine Arbeit. Dennoch entscheiden sich viele Studierende nach dem ersten Abschluss für einen Master.
Redaktion: Friederike Rohmann