Es ist eine gigantische Rechnung, die Griechenlands Vize-Finanzminister Dimitris Mardas der Deutschen Bundesregierung vorlegt: 278,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der komplette Bundeshaushalt Deutschlands für das Jahr 2015 beträgt 299,1 Milliarden Euro. Der größte Teil der Rechnung steht jedoch nicht für den viel thematisierten Zwangskredit, sondern für Reparationszahlungen – für die Infrastruktur und vor allem für Entschädigungen für die Familien der zahlreichen Opfer. 50.000 Dokumente sollen die Beamten für diese Aufstellung geprüft haben.
Keine Entschädigungen für Distomo-Opfer
Dass diese Forderungen möglicherweise nicht ganz unberechtigt sind, machte ausgerechnet die Kabarett-Show „Die Anstalt“ deutlich. Beim Distomo-Massaker richteten SS-Männer 1944 insgesamt 218 Menschen hin – darunter zahlreiche Frauen, Kinder und Säuglinge. In der aktuellen Folge der „Anstalt“ luden die Macher den Distomo-Überlebenden Argyris Sfountouris ein, der bei dem Massaker 30 Verwandte verlor. Er berichtet, die deutsche Botschaft in Athen habe seine Entschädigungsansprüche abgelehnt. Das Massaker von Distomo sei als „eine Maßnahme im Rahmen der Kriegsführung“ zu werten.
115 Millionen Mark für jahrelange Verbrechen
Im Jahr 1960 zahlte Deutschland 115 Millionen Mark an Griechenland. Die Reparationsfrage sollte erst nach einer Wiedervereinigung Deutschlands geklärt werden. Als es dann aber nach der Wiedervereinigung nicht zu einem Friedensvertrag, sondern zum sogenannten Zwei-Plus-Vier-Vertrag kam, war das für Berlin Grund genug, die Verpflichtungen für erledigt anzusehen.
Dieses Verhalten holt Deutschland nun ein. Zwar pocht Griechenland schon seit Jahren auf die Reparationszahlungen – nun durch die akute Geldnot aber besonders energisch.
Über die Forderungen der Griechen und die Frage, wie berechtigt sie sind, hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit dem Rechtsanwalt Martin Klingner gesprochen. Bereits seit Jahren setzt er sich für Entschädigungszahlungen an die Distomo-Opfer ein.
Redaktion: Javan Wenz