Grüner Frust in Bio-Plastikbechern
Es ist frisch an diesem Abend Ende August. Am Stand der Grünen in der Innenstadt werden Gurken-Smoothies an Passanten verteilt. Aus Bio-Plastikbechern.
Dieses etwas merkwürdige Bild passt aktuell zu einer Partei, die ihre Probleme hat. Umfragen sagen den Grünen für die Bundestagswahl sieben Prozent der Wählerstimmen voraus und die beiden Spitzenkandidaten, Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir, erscheinen gegen eine übermächtige Angela Merkel und einen zuletzt sehr präsenten Martin Schulz blass. Sind die Grünen müde?
Hoffnungsträger in schwierigen Zeiten
Auch Robert Habeck wirkt etwas erschöpft, während er den Leuten Flyer in die Hand drückt. Doch die Müdigkeit kann auch vom vielen Reisen und Sprechen kommen. Noch wird er nicht wie in Schleswig-Holstein überall auf der Straße erkannt. Im nördlichsten deutschen Bundesland ist er Minister für viele Ressorts: Umwelt, Landwirtschaft, Digitales. Die Koalitionspartner haben gewechselt, von SPD und SSW zu CDU und FDP. Habeck und die Grünen aber sind geblieben.
Seinen Politikstil beschreibt Habeck als „pragmatischen Radikalismus“. Das ist eine Mischung aus visionärer Politik und dem Bedürfnis, alle Teile der Gesellschaft trotz ihrer Skepsis mitzunehmen. Eine Überwindung des alten grünen Flügelkampfes zwischen Fundis und Realos?
Vieles spricht für eine künftig führende Rolle des norddeutschen Wahlsiegers in der Bundespartei. Bei der Urwahl der grünen Spitzenkandidaten für den Bundestag Anfang 2017 erreichte er aus dem Stand als relativ Unbekannter nur 70 Stimmen weniger als Cem Özdemir. Zudem gelang es den Grünen in Schleswig-Holstein mit Habeck im Mai trotz der schlechten Umfragen im Bund knapp 13 Prozent bei den Landtagswahlen zu erreichen. Er verkörpert für viele Grüne die Hoffnung, auch auf Bundesebene.
Robert Habeck: grüne Themen für die Zukunft
Für Habeck zählen grüne und zukunftsweisende Themen zu den wichtigsten in diesem Wahlkampf. Artgerechte Tierhaltung, die Wichtigkeit von internationaler Umweltpolitik und eine liberale Gesellschaft stehen dabei auf seiner Agenda.
Wie Robert Habeck seine Zukunft und die seiner Partei sieht und was ihn am aktuellen Bundestagswahlkampf stört, hat er im Gespräch mit den detektor.fm-Reportern Ferdinand Moeck und Lars Feyen erklärt.
Zusätzlich können Sie das gesamte Interview hier auch in voller Länge hören.
Redaktion: Ferdinand Moeck und Lars Feyen