„Ein historischer Meilenstein“ ist die Wahl in Saudi-Arabien für die USA. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes durften auch Frauen bei den Kommunalwahlen ihre Stimme abgeben und kandidieren. 6100 Männern standen 865 Frauen gegenüber: Zwanzig wurden letztendlich in die Gemeinderäte gewählt.
2011 hatte der im Januar verstorbene König Abdullah das Wahlrecht für Frauen per Erlass möglich gemacht. Damals hatten sich viele kritische Stimmen gegen sein Urteil gestellt und die Entscheidung als „moralisches Übel“ bezeichnet.
Saudi-Arabien: Haben Frauen wirklich die Wahl?
Die wahhabitisch-konservative Auslegung des Islams in Saudi-Arabien schränkt Frauen stark ein: Auto fahren ist ihnen verboten. Auch heiraten, reisen oder arbeiten ist ihnen nur mit Genehmigung eines männlichen Verwandten erlaubt.
Bei der Wahl wurde folglich auch bemängelt, dass von 1,5 Millionen Wahlberechtigten nur 130.000 Frauen der Gang zur Urne erlaubt war. Kandidatur, Registrierung und Wahlkampf sei ihnen besonders schwer gemacht worden. Die Wahlwerbung hat daher auch zu einem Großteil im Internet stattgefunden.
Gesellschaftliche Akteure
Ein direkter Einfluss der Frauen auf mehr Gleichtstellung ist mit der Wahl nicht unbedingt gegeben. Trotzdem werden Frauen in Saudi-Arabien vermehrt zu gesellschaftlichen Akteuren. Mittlerweile erhalten die Frauen in vielen wirtschaftlichen Zweigen Einfluss. Unter den Wahlgewinnerinnen sind viele Unternehmerinnen.
Viele Frauen sind in Führungspositionen großer Unternehmen, wenn auch nur im Hintergrund. Sie sind eine Triebfeder für die wirtschaftliche Entwicklung Saudi-Arabiens und sie nehmen gesellschaftlichen Einfluss. – Sebastian Sons, Deutsche Gesellschaft für internaionale Politik (DGAP)
Setzt Saudi-Arabien ein Zeichen?
Zumindest setzten die Frauen in Saudi-Arabien ein deutliches Zeichen. 82 Prozent der wahlberechtigten Frauen haben von dem neuen Recht Gebrauch gemacht. Bei den Männern haben deutlich unter 50 Prozent ihre Stimme abgegeben.
Auch in den umliegenden Golfstaaten wurde das Frauenwahlrecht vor einigen Jahren eingeführt. Eine ähnlich rege Beteiligung wie im Königreich ist jedoch ausgeblieben. Dass Saudi-Arabien damit aber zu einem Beispiel für andere Staaten werden kann, bezweifelt Sebastian Sons stark:
Das Land wird weiterhin als sehr konservativ gesehen und steht nicht für Toleranz, Fortschritt oder Gleichberechtigung, sondern eher für Indoktrination und Intoleranz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einen regionsübergreifenden Effekt hat.
Über die Situation der Frauen in Saudi-Arabien und die Frage, ob ihnen künftig mehr Rechte zugestanden werden, hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Sebastian Sons von der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik (DGAP) gesprochen.
Redaktion: Johanna Sprenger