Krieg dem Élysée-Palast?
Macrons Reformen stellen den Präsidenten selbst auf die Probe. Vor fast einem Jahr ist der 40-Jährige in den Präsidentenpalast eingezogen. Seitdem versucht er, das Land mit Reformen neu zu gestalten. Doch innerhalb der Bevölkerung regt sich Widerstand.
Aufstände bei der staatlichen Bahngesellschaft SNCF legen seit Tagen den Schienenverkehr lahm. Die Gewerkschafter lassen es auf eine Machtprobe mit dem Präsidenten ankommen. Auch die Studenten befürchten Nachteile durch Macrons Reformen. In vielen Städten Frankreichs besetzten sie bereits Fakultätsgebäude. Sogar der Geist der 68er wird hier und da beschworen. Wenn sich die einzelnen Proteste zusammenschließen, könnte es für Macron schwer werden.
Die zentrale Frage für Macron ist, ob es eine gewisse Ansteckung und eine Konvergenz der Unzufriedenheit geben wird. – Claire Demesmay, Frankreich-Expertin
Macrons Reformen stehen in der Kritik
Die Liste der Reformen, denen sich Macron verschrieben hat, ist lang. Er plant, den Bildungssektor, das Gesundheitswesen und den öffenlichen Dienst umzugestalten. Auch der Regulierung des Wohnungsmarktes will er sich widmen.
Doch, so scheint es, lassen sich viele Franzosen von den Reformen nicht überzeugen. Denn die Begeisterung, die Macron im Wahlkampf mit seiner Bewegung en marche versprühen konnte, ist offenbar in gewissen Teilen der Bevölkerung verflogen. Die soziale Schere, so fürchten sie, werde durch die Reformen immer größer. Der massive Protest gegen die Regierung wird nicht zuletzt auch zur Prüfung für Macron. Kann er die aufgeheizte Stimmung beruhigen, indem er Zugeständnisse macht?
Das hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron Claire Demesemay gefragt. Sie leitet das Frankreich-Programm bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Redaktion: Patrick Ehrenberg