Die Mitarbeiter auf der BP Ölbohrinsel im Golf von Mexiko waren Helden im Öl-Geschäft. Sie hatten das tiefste Bohrloch der Welt in den Meeresboden gegraben. Das gilt unter Experten als technisch so riskant wie der erste Flug zum Mond. Jetzt ist alles anders. Die Bohrinsel ist explodiert, eine riesige Menge Öl ist ausgelaufen, das Ökosystem vor Ort zerstört. Und neueste Zahlen zeigen: es ist vermutlich die größte Ölkatastrophe aller Zeiten.
So mancher erinnert sich hier an einen anderen Fall mit einer Ölbohrinsel: den Fall „Brent Spar“. Vor 15 Jahren wollte der Ölkonzern Shell die ausrangierte Ölbohrinsel im Meer versenken. Umweltschützer demonstrierten, und besonders auffällig: die Kunden gingen nicht mehr bei Shell tanken. Shell musste einen Absatzeinbruch von 30% verkraften. Der Konzern gab nach und ließ die „Brent Spar“ an Land zerlegen. Der Fall gilt bis heute als Paradebeispiel für die Macht des Verbraucherprotestes.
Jetzt, zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, scheint ein solch starker Boykott auszubleiben – oder täuscht das Bild und er hat sich nur verändert? Das fragen wir eine Expertin: Professor Sigrid Baringhorst leitet das Forschungsprojekt „Protest- und Medienkulturen im Umbruch“. Mit ihr sprechen wir über Protest, wie er funktioniert, wann er entsteht – und wann eben nicht: