Eiszeit in München
Der Charakter der Sicherheitskonferenz ist eher informell. Entscheider treffen sich, kommen ins Plaudern und tauschen sich ohne protokollarische Zwänge auf den Hotelfluren des „Bayrischen Hofs“ aus. Vor allem in Krisenzeiten ist das ein nützliches Instrument, um überhaupt wieder ins Gespräch zukommen. Doch in diesem Jahr war wenig zu spüren von der üblichen Gesprächsbereitschaft hinter den Kulissen.
Die Ukraine-Krise hat die Konferenz bestimmt. Alle wichtigen Beteiligten waren vor Ort: der russische Außenminister Sergej Lawrow, die Kanzlerin, nach einem Blitzbesuch in Moskau und der amerikanische Vizepräsident Joe Biden. Doch ein gemeinsamer Standpunkt wurde nicht gefunden. Sogar von unterschiedlichen Lebenswelten ist mittlerweile die Rede.
Aneinander Vorbeireden
Nicht weiter voneinander entfernt hätten die Beteiligten auf der Konferenz seien können. Lawrow sprach der EU und der USA die Schuld an der Eskalation zu, Biden wollte die Kosten für die Beteiligung Russlands an dem Konflikt erhöhen und Merkel – als Vermittlerin – betonte stets ihre unermüdliche Dialogbereitschaft. Die Fronten scheinen verhärtet. Denn auch der Kampf um die Deutungshoheit ist ein ständiges Streitthema.
Wer spricht die Wahrheit? Wer ist der Aggressor? Und wer ist wirklich bereit zu verhandeln? Immer wieder ist vom Kaltem Krieg die Rede.
Damals ging es immer darum, jeglichen heißen Konflikt zu vermeiden, der dazu führen könnte, dass aus dem kalten Krieg ein heißer Krieg würde. Jetzt ist die Situation, es gibt einen heißen Konflikt, es wird geschossen, es wird gekämpft in der Ukraine. – Thomas Wiegold
Der Westen uneins im nicht mehr ganz so kalten Krieg
Doch der Westen scheint nicht so einig wie damals. Die Kanzlerin musste sich Kritik aus der USA, diesmal in Person von Senator John McCain gefallen lassen. „Törricht“ sei diese im Umgang mit den Russen und er betonte erneut seine Forderungen nach Waffenlieferungen an die Ukraine.
Über die Zwischentöne auf der Sicherheitskonferenz und die neue Kluft zwischen Ost und West hat Alexander Hertel mit Thomas Wiegold gesprochen. Er ist freier Journalist und war auf der Münchner Sicherheitskonferenz.
Redaktion: Natalie Schorr