Weniger ist manchmal mehr
2016 verfügen noch immer neun Staaten über Atomwaffen: die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. Insgesamt besitzen die Atommächte 15.395 Nuklearsprengköpfe. Das sind laut dem schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri 450 weniger als im Vorjahr. Im Kalten Krieg waren es noch rund 70.000 Nuklearsprengköpfe. Der Rückgang ist deutlich, dennoch besteht kein Grund zum Aufatmen. Denn statt ihr Arsenal zu erweitern, geben die Staaten weiterhin viel Geld aus, um ihre Waffen zu modernisieren.
In der Tat fürchte ich, dass wir da noch sehr viel mehr an politischer Überzeugungsarbeit leisten müssen, bevor es zu einer massiven Abrüstung kommen kann. – Prof. Dr. Michael Brzoska, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg
Abrüstung auf amerikanisch
In Hiroshima hat Barack Obama jüngst für „eine Welt ohne Atomwaffen“ geworben. So eine Ansprache ist nicht neu. Bereits 2009 hat der amerikanische Präsident klare Worte gegen atomare Waffen gefunden und damit für Furore gesorgt. Laut Sipri sprechen die ambitionierten Pläne der Obama-Regierung allerdings klar gegen die tatsächlichen Vorhaben. Laut der Studie wollen die USA bis 2024 umgerechnet knapp 306 Milliarden Euro für ihr Atom-Arsenal ausgeben.
Doch auch Russland hat ein großes Interesse daran, die eigenen Atomwaffen zu erneuern. Das heizt die Debatte um die Abrüstung weiter an.
Die Sorge um einen zweiten Kalten Krieg ist berechtigt, denn wir haben in den letzten Jahren nicht nur im Atomwaffenbereich, sondern auch bei konventionellen Waffen eine Aufrüstung auf beiden Seiten. – Prof. Dr. Michael Brzoska
Vorbilder
Die USA und Russland besitzen zusammen rund 93 Prozent der Atomwaffen auf der Welt. Würden sie ihr Arsenal aufgeben, würde dies ein klares Zeichen setzen. Bereit dazu ist aber keiner der neun Atomstaaten.
Das hat sicherlich viel mit Prestige-Denken zu tun, dass sowohl Russland als auch die USA der Meinung sind, erst müsste der andere Aufrüsten und dann könnte man ihm folgen. – Prof. Dr. Michael Brzoska
Neben politischen Aspekten spiele auch die Wirtschaft eine große Rolle, erklärt Prof. Dr. Michael Brzoska vom Insitut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg im Interview mit detektor.fm– Moderatorin Anke Werner.
Redaktion: Carina Fron