Die Sinai-Halbinsel ist – abseits der Touristenorte und Badestrände am Roten Meer – eine Wüste und ein rechtsfreier Raum: Mit dem Camp-David-Abkommen von 1982 hat Israel Sinai an Ägypten zurückgegeben. Einerseits für den Frieden mit Ägypten, mehr aber noch, um eine Pufferzone an der Grenze zu Israel zu schaffen. Das Abkommen beschränkt offiziell die ägyptische Militärpräsenz auf der Halbinsel und sieht zudem einen entmilitarisierten Streifen vor. So ist über die Jahrzehnte hinweg ein Machtvakuum entstanden, das unter anderem Beduinenstämme auf Sinai dazu genutzt haben, um ganz eigene Machtstrukturen zu etablieren und mit islamistischen Gruppierungen Milizen zu gründen. Diese Milizen schmuggeln scheinbar Waffen und verüben Bombenanschläge auf Polizeistationen.
Lage verschärft sich zunehmend
Nach dem Sturz Mubaraks hat Ägypten die Kontrolle über den Sinai völlig verloren und die Lage hat sich weiter verschärft: Neben dem Waffenschmuggel und Bombenangriffen, handeln einige dieser Beduinen mit Menschen: Sie kaufen Flüchtlinge – überwiegend Menschen, die aus Eritrea nach Israel fliehen. Diese werden an der Grenze zum Sudan gekidnappt. Die Beduinen halten diese als Geiseln fest, foltern sie, um per Mobiltelefon von deren Familien Lösegeld zu erpressen. Auch mit ihren Organen soll gehandelt werden. Die Vereinten Nationen von einem der grausamsten Netzwerke des internationalen Menschenhandels. Wir haben mit der schwedischen Menschenrechtlerin und Journalistin Meron Estefanos gesprochen, die selbst aus Eritrea stammt. Gemeinsam mit zwei weiteren Autorinnen hat sie ein Bericht über die Situation auf dem Sinai verfasst.
Film „Sound of Torture“
Der israelische Filmemacher Keren Shayo hat sich jetzt des brisanten Themas angenommen. Sein Dokumentarfilm „Sound of Torture“ konzentriert sich auf die Schicksale von zwei Frauen: Meron Estefanos begibt sich auf den Sinai, um diesen Frauen zu helfen. Sie findet nur Spuren von Grausamkeiten. Der erschütternde Film hatte am 30. März bei den BestDoks in München Deutschlandpremiere.