Ja zu Koalitionsverhandlungen
Die Delegierten der SPD haben auf ihrem Parteitag leidenschaftlich über das Für und Wider einer neuen Großen Koalition debattiert. Nach mehr als 100 Redebeiträgen stand schließlich fest: Die SPD geht tatsächlich in Koalitionsverhandlungen mit der Union.
Das Ergebnis des Votums ist allerdings knapper als erwartet gewesen. Denn nur 56 Prozent der Delegierten haben für Verhandlungen mit CDU/CSU gestimmt. Und viele offenbar auch nur unter Vorbehalt: Hatten doch die Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Hessen bereits vor dem Parteitag „substanzielle Nachbesserungen“ der Sondierungsergebnisse gefordert. Viele Delegierte wollen nur verhandeln, wenn Themen wie der Familiennachzug von Flüchtlingen und die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen nochmals auf den Tisch gelegt werden.
Für Schulz könnte es eng werden
Für Parteichef Martin Schulz ist das knappe Abstimmungsergebnis ein herber Rückschlag. Ihm ist es nicht gelungen, seine Partei vom GroKo-Kurs zu überzeugen. Entsprechend mau fiel der Applaus nach Schulz‘ Rede aus. Einen Vorgeschmack, wie es auch ohne Schulz gehen könnte, hat dafür Andrea Nahles geliefert. Ihr flammender Aufruf, mit der Union zu verhandeln „bis es quietscht“, ist vom Parteitag mit donnerndem Applaus belohnt worden.
Die staatspolitische Verantwortung der SPD hat gesiegt. – Hajo Schumacher, freier Journalist, SPD-Kenner und Autor
Was passieren muss, damit die gespaltene Partei wieder zusammenfinden kann und was das Votum des Parteitags für die Koalitionsverhandlungen bedeutet, darüber hat detektor.fm-Moderator Gregor Schenk mit dem Journalisten, SPD-Kenner und Autoren Hajo Schumacher gesprochen.
Redaktion: Jan Philipp Wilhelm