Prora ist ein Bauwerk, bei dem der Größenwahn des Hitler-Regimes besonders deutlich wird: Fast fünf Kilometer ist das Bauwerk lang, 20.000 Betten sollte es beherbergen, elf Architekten waren beteiligt und es sollte umgerechnet knapp eine Milliarde Euro kosten.
Geplant war, den Protzbau als Feriendomizil für deutsche Familien zu nutzen – so sollte jedem ein zweiwöchiger Urlaub ermöglicht werden. Und wer hat nicht Lust auf ein Zimmer mit direktem Blick auf die Ostsee? Tatsächlich kam es jedoch nie dazu, der Kriegsbeginn 1939 machte dem Projekt einen Strich durch die Rechnung.
Prora: als historischer Bau einzigartig
Jahrzehntelang gammelte das nur halb fertige Gebäude vor sich hin, niemand wollte den Nazi-Bau haben. In den letzten Jahren änderte sich das, Investoren witterten das große Geld und kauften Block für Block auf. Nun reiht sich dort eine Luxus-Wohnung an die andere, zudem entstehen dort Ferienwohnungen und ein Hotel. Somit wird nun – 80 Jahre später – irgendwie auch der Traum vom Urlaub direkt am Meer wahr.
Nun ist noch ein Block übrig, bislang in städtischer Hand. Doch im Grunde fehlt der Region das Geld, um den Bau auch weiterhin halten zu können. Deswegen streiten die Anwohner nun, was mit dem letzten Teil geschehen soll. Die einen scheren sich nicht um die Privatisierung, die anderen fürchten fatale Konsequenzen für die Region. Wieder andere sorgen sorgen sich um den Zugang zum Strand oder sehen die Gefahr, dass der Bau seinen Status als geschichtsträchtiger Ort verliert.
Auch ein privater Investor ist durchaus willkommen. Es geht einfach nur um die Frage des Wie. – Claudia Müller, Landesvorsitzende der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern
Der Verein „Denk-Mal-Prora“ hat deswegen eine Petition gestartet, um „den Ausverkauf der Geschichte“ zu stoppen. 15.000 Menschen haben schon unterschrieben, doch das Grundproblem bleibt: Ohne Geld nützt das alles nichts.
Über den Streit auf Rügen hat sich detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Claudia Müller von den Grünen unterhalten.