Nach mehr als acht Jahren sorgt der Mord an Halit Yozgat in einem Internetcafé in Kassel im April 2006 durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) weiterhin für Aufsehen. Wie die Welt am Sonntag berichtet, soll der hessische Verfassungschutz schon damals über den rechtsextremen Hintergrund der Tat informiert gewesen sein.
Ein Verfassungsschützer unter Mordverdacht
Für weitere Kontroversen sorgt ein Mittarbeiter des hessischen Verfassungschutzes, Andreas Temme. Ein Telefonmitschnitt legt nahe, dass er bereits vor dem Mord konkrete Hinweise auf die Tat bekommen hatte. Der Beamte hielt sich zur Zeit des Mordes in dem Internetcafé auf und stand selbst zeitweise unter Mordverdacht. Die Aufnahmen stammen aus den Ermittlungen gegen ihn. Temme bestreitet bis heute etwas von der Tat mitbekommen zu haben. Die Aufzeichnungen lassen jedoch sehr an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln.
Schwere Vorwürfe gegen Ministerpräsident Bouffier
Doch nicht nur der Verfassungschutz steht in der Kritik. Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier muss sich schweren Vorwürfen entgegenstellen. Er soll als damaliger Innenminister verhindert haben, dass V-Leute des Verfassungschutzes von Ermittlern befragt werden konnten. Die Anwälte der Familie des Ermordeten fordern zudem, dass Bouffier vor dem Münchener NSU-Prozess aussagt. Sie halten es für erwiesen, dass Bouffier entgegen seiner Behauptungen, dass er von dem gegen Temme bestehenden Verdacht erst aus der Zeitung erfahren habe, bereits Anfang Juli informiert wurde. Sollte er als Zeuge in München vorgeladen werden, könnte es für den CDU-Politiker heikel werden.
Über den vermeindlichen NSU-Mord in Kassel und welche Rolle der Verfassungschützer Andreas Temme dabei spielt, hat detektor-fm Moderator Alexander Hertel mit dem Journalisten Joachim Tornau gesprochen. Er hat vor dem hessischen NSU-Untersuchungsauschuss als Sachverständiger ausgesagt.
Redaktion: Andreas Schmaltz