Investorin will Luxuswohnungen am Elbufer
Der Elberadweg ist 1.220 Kilometer lang. Dresden streitet erbittert um 59 Meter des beliebten Radfernwegs. Genau eine Grundstückslänge. Es stehen sich gegenüber: die Eigentümerin des Elbufer-Grundstücks, Architektin Regine Töberich, und der rot-rot-grüne Stadtrat.
Töberich möchte die Fläche mit 244 hochwertigen Apartments bestücken – exklusiv mit Elbblick, ohne öffentlichen Weg. Für ihr Projekt wurden bereits die Werkstätten von Kreativen zwangsgeräumt. Der Stadtrat möchte die Bebauung im Überschwemmungsgebiet verhindern und hat den Bebauungsplan abgelehnt. Die Architektin aber sieht sich im Recht. Ihr hat das Stadtparlament vor der Wahl der rot-rot-grün Regierung im Mai vergangenen Jahres eine Zusage für die Bebauung erteilt.
Der Streit um den Elberadweg nimmt nun immer skurrilere Züge an. Töberich hat vergangene Woche Fakten geschaffen und ließ ein Stück des Radweges wegbaggern. Allerdings das falsche. Statt auf ihrem Grund und Boden ließ sie den Asphalt auf städtischem Eigentum zerstören.
Die Stadt Dresden hat bereits mit der Reparatur des zerstörten Abschnitts begonnen. Für Töberich wird das ein teurer Spaß: rund 15.000 Euo an Kosten kommen auf sie zu. Und Anwaltspost obendrein: Die Stadtverwaltung will Strafantrag wegen Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr stellen.
Ohrfeige mit Folgen
Den unrühmlichen Höhepunkt erreichte der Eklat um das Bauvorhaben vergangene Woche, als ein Lokalpolitiker der Grünen, Michael Ton, die Bauunternehmerin ohrfeigte. Töberich musste daraufhin mit geschwollener Lippe und Kopfschmerzen ins Krankenhaus. Der Vorfall hat weitreichende Konsequenzen für den Grünen-Poliker. Er kündete bereits seinen Rückritt als Ortsbeirat der Dresdner Neustadt und sogar seinen Parteiaustritt an.
Regine Töberichs peinliche Baggeraktion brachte die Jusos Dresden auf ganz andere Ideen. Sie haben einige der fälschlicherweise entfernten Asphalttrümmer zu Gunsten des Bündnisses „Dresden Nazifrei“ versteigert. Rund 130 Euro sollen zusammen gekommen sein.
Gemeininteressen oder Eigentümerrechte?
Zu einer Einigung zwischen der Investorin und dem Stadtrat haben die Ereignisse indes nicht geführt. Stadt und Einwohner wollen die Luxuswohnungen nicht an der Elbe, die Grundstückseigentümerin schon.
Wie stehen also die Chancen für eine Einigung zwischen den beiden Parteien? Das fragt unsere Moderatorin Theresa Nehmt die Deutschlandfunk-Korrespondentin für Sachsen, Nadine Lindner. Sie verfolgt den Streit seit einigen Monaten.
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