Eine schwere Entscheidung soll es gewesen sein: Aber Rostock hat sich am Dienstag entschieden, doch nicht – wie lange geplant – Flüchtlinge in einer Plattenbausiedlung im Stadtteil Groß Klein unterzubringen. Der Grund für die Entscheidung des Sozialsenators Steffen Bockhahn: Man mache sich Sorgen um die Sicherheit. Polizei und das Landesinnenministerium haben eine Gefahrenbewertung vorgelegt und gewarnt, dass es für Flüchtlinge dort gefährlich werden könnte.
Im Vorfeld ist es zu etlichen fremdenfeindlichen Protesten gekommen. Auch polizeibekannte Rechtsradikale waren dabei. Die haben gedroht und gepöbelt, bis man schließlich von dem Plan abwich, sozial schwache oder geflüchtete Großfamilien in den Unterkünften zu beherbergen.
Ausschreitungen in Rostock
Der Träger GGP (Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik mbH) reagiert enttäuscht. „Da hätte man nicht zurückweichen dürfen“, sagt Wolfgang Richter. 1992 war er Ausländerbeauftragter für Rostock und auch bei den damaligen Ausschreitungen in Lichtenhagen gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber anwesend.
Bereits in den letzten Monaten ist es regelmäßig zu rechten Ausschreitungen in Groß Klein gegen junge Menschen mit Migrationshintergrund gekommen. Daraufhin sind ganze Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge umgesiedelt worden. Für die Jugendlichen wurde die Situation zu gefährlich.
Kritik von allen Seiten
Mit der Entscheidung hat sich Bockhahn jede Menge Kritik eingehandelt. Nicht nur der Ortsvorstand in Groß Klein spricht davon, dass man geradliniger hätte sein sollen. Die Rechtsradikalen sähen sich so bestärkt, dass ihre Gewalt etwas bringt. Auch parteiinterne Kritik muss der Sozialsenator einstecken: Der migrationspolitische Sprecher der Linken Hikmat Al-Sabty hält die Entscheidung für „beschämend“. Von einem Vergleich mit den Geschehnissen in Rostock-Lichtenhagen wollen aber alle Beteiligten nichts wissen.
Über die Flüchtlingsunterkünfte und die aktuelle Lage in Rostock-Groß Klein hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit Ortsbeiratsmitglied Uwe Michaelis gesprochen. Außerdem hat sie Sozialsenator Steffen Bockhahn nach den Beweggründen für seine Entscheidung befragt.
Redaktion: Natalie Meinert