Wenn die Schlichter nicht mehr schlichten können
Als am 26. Juni 2015 der Supreme Court die gleichgeschlechtliche Ehe in allen Bundesstaaten der USA legalisierte, ging ein Aufschrei durch das Land: bei den einen vor Freude über die Gleichstellung der Ehe, bei den anderen vor Wut, weil sie ihre Werte in Gefahr sahen. Die Entscheidungen des Supreme Court sind endgültig und somit die letzte Instanz, vor der Auseinandersetzungen über kontroverse Themen ausgetragen werden. Deswegen ist die Entscheidung, wer als Richter an den Gerichtshof berufen wird, auch politisch höchst brisant.
Der Präsident kann einen Kandidaten vorschlagen, der vom Senat bestätigt oder abgelehnt werden kann. Meistens sind das Kandidaten, die eine ähnliche politische Gesinnung wie die jeweiligen Präsidenten haben. So wird Noch-US-Präsident Barack Obama nach dem Tod eines Richters, Antonin Scalia, vermutlich einen eher liberal eingestellten Kandidaten vorschlagen.
Ein Jahr Blockade
Doch der Senat wird von einer republikanischen Mehrheit geführt. In der Hoffnung, dass der nächste Präsident der USA ein Republikaner wird, wollen diese jeden Kandidaten ablehnen, den Obama vorschlägt.
BREAKING: GOP Senate Leader McConnell says Supreme Court vacancy should not be filled until there is a new president
— The Associated Press (@AP) 13. Februar 2016
Dies wäre einmalig in der US-Geschichte. Bisher war kein Stuhl am höchsten Gericht länger als 125 Tage unbesetzt.
Wenn der Präsident einen favorisierten Kandidaten oder eine Kandidatin berufen würde, so befürchten die Republikaner, dann wäre das wohl ein Liberaler. Der würde dann für die nächsten Jahre das gesellschaftspolitische Pendel in eine Richtung lenken, die vor allen den erzkonservativen Republikanern nicht recht wäre. – Alexander Görlach
Ob die Republikaner sich mit ihrer Blockadehaltung durchsetzen können, bleibt fraglich. Es gab schon früher Fälle, bei denen ein Richter in einem Wahljahr ernannt wurde, zuletzt unter Ronald Reagan 1988.
Wie sich der Wahlkampf nach dem Tod von Scalia entwicklen könnte, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit Alexander Görlach gesprochen.
Redaktion: Christopher van der Meyden
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