2012, vor vier Jahren, da hat er noch Kunst studiert. Dann hat er sich Demonstrationen und Protesten gegen Assad angeschlossen. Er sollte deswegen verhaftet werden, musste fliehen. Und heute lebt er in der belagerten Stadt Aleppo, die im Syrien-Konflikt dieser Tage die Schlagzeilen bestimmt.
Die Rebellen hatten dort vor allem im Osten der Stadt eine Hochburg, doch die Regierungstruppen, unterstützt von Russland und dem Iran, hatten ihre Art und Weise, damit umzugehen: Sie bomben die Stadt in Schutt und Asche. Es gibt de facto kein ziviles Leben mehr. Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen – jede Sekunde kann an jedem Ort die nächste Rakete einschlagen, so wie hundertfach geschehen.
„Die Menschen werden auf die „old ways“ getötet: Hunger und Bomben“
Mittendrin lebt der Mann, von dem wir oben sprechen: Monther Etaky, mit seiner Frau und seinem 5 Monate alten Sohn. Er ist zum Aktivist geworden, und er muss nun fliehen. Gestern wurde die Stadt trotz vereinbarten Waffenstillstands bombardiert. Heute war es ruhig, und wir konnten Monther erreichen.
Wie man jetzt in Aleppo lebt, wie es vor seiner Haustür aussieht, welches Schicksal ihm droht, wenn er nicht flieht und was er auf die Frage antwortet, die viele Menschen hierzulande umtreibt: die Frage, was man tun kann – Maja Fiedler hat mit Monther Etaky darüber gesprochen.
„Es fühlt sich an, wie das Ende der Welt“ – Das ganze Interview
Wir stellen hier das gesamte Interview mit Monther Etaky zur Verfügung. Aufgrund der schwierigen Verbindung konnten wir Monther erst nach mehreren Anläufen erreichen. Die schlechte Tonqualität bitten wir zu entschuldigen.
Zum Hintergrund: Der Syrien-Konflikt im Brennpunkt Aleppo
Syrischen Regierungstruppen ist es in den vergangenen Tagen gelungen den Ost-Teil der Stadt Aleppo zurückzuerobern. Seit vier Jahren hatten Rebellen die Stadt gegen die Truppen Bashar al-Assads verteidigt. Das syrische Militär erhält bei seinem Vorgehen Unterstüzung von Russland und schiitischen Milizen.
Bereits am Mittwoch wurde eine Feuerpause zwischen den Rebellen und der syrischen Armee vereinbart. Sie sollte genutzt werden um Verletzte, Zivilisten und Rebellen aus der zerstörten Stadt zu befördern. Dieses Vorhaben scheiterte zunächst, da der Waffenstillstand gebrochen wurde.
Bombing still running until now on the #Besieged_Aleppo pic.twitter.com/M8gyzVSwwI
— Monther Etaky (@montheretaky) 14. Dezember 2016
Noch in der Nacht zum Donnerstag wurden neue Vereinbarungen zwischen den Konfliktparteien geschlossen. Die Evakuierung Aleppos sollte am Donnerstag in aller Frühe beginnen. Doch nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) wurde am Morgen wieder auf Zivilisten geschossen.
Gegen Mittag verlassen dann endlich die ersten Busse und Krankenwagen Aleppo. Das berichtet eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
HAPPENING NOW: 20 buses & 13 ambulances crossing the frontline with civilians from east #Aleppo, some critically wounded. @SYRedCrescent
— ICRC Syria (@ICRC_sy) 15. Dezember 2016
Das syrische Militär beabsichtigt, noch heute etwa 15.000 Menschen aus der Stadt zu befördern. Jan Egeland, der Leiter des Uno-Hilfseinsatzes schätzt, dass bis zu 50.000 Menschen Aleppo verlassen wollen. Ziel für die meisten Geflüchteten wird die Provinz Idlib sein. Sie liegt im Süd-Westen Aleppos und wird von Oppositionellen kontrolliert.
Dass die Evakuierung Aleppos nun anläuft, ist eine gute Nachricht. Es ist zu hoffen, dass den Verletzten und Kranken schnell und umfangreich geholfen werden kann. Klar ist aber auch, dass der Sieg in Aleppo einen Machtzuwachs für Assad bedeutet: seine Taktik der Vertreibung ging in Aleppo auf. Und Russland preist den Tag heute als humanitäre Geste.
Redaktion: Marcus Engert, Luis Hautzinger