Abzug der Bundeswehr steht auf der Kippe
Fünfzehn Jahre lang haben internationale Soldaten versucht, Afghanistan zu demokratisieren und zu stabilisieren. Seit Ende letzten Jahres haben sie sich weitgehend zurückgezogen. Auch Deutschland hat seine Präsenz deutlich reduziert. Die verbleibenden Bundeswehr-Soldaten im Norden Afghanistans bilden vor allem lokale Sicherheitskräfte aus. Eigentlich sollten auch diese Soldaten 2016 in die Hauptstadt Kabul zurückgezogen werden. Der aktuelle Angriff der Taliban auf die Provinzstadt Kundus könnte das aber ändern.
Feldlager Kundus – hat sich die Investition gelohnt?
Vor zwei Jahren hat die Bundeswehr ihr Feldlager bei Kundus an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. 250 Millionen Euro hat das Lager während seines Bestehens gekostet. Die aktuelle Situation wirft die Frage auf, ob sich die Investition gelohnt hat.
Ich gehe davon aus, dass die Taliban bald wieder aus Kundus verschwinden werden und in naher Zukunft die nächsten Angriffe auf die Stadt folgen werden. – Conrad Schetter, Afghanistan-Experte am Bonn International Center for Conversion
Harald Kujat, ehemaliger Generalinspektor der Bundeswehr hat in einem Interview im ZDF-Morgenmagazin gesagt, die Politik habe in Afghanistan eine herbe Niederlage erlitten. Während sich die deutsche Regierung überlegt, wie man vorgehen sollte, wächst durch die Eroberung von Kundus möglicherweise die Gefahr eines permanenten Bürgerkrieges. Die rasche Eroberung der Stadt durch die Taliban, lässt wenig Zweifel an der Zielstrebigkeit der radikalislamistischen Gruppe.
Mit Nadelstichen zur Macht?
Dieser Angriff, auf den vermutlich noch andere folgen werden, soll der afghanischen Regierung einen Nadelstich versetzen. An vielen Punkten verletzt, steht das Gerüst der Demokratie auf sehr wackligen Beinen. Zur Lage in Kundus und über die mögliche Zukunft Afghanistans hat der Afghanistan-Kenner Conrad Schetter mit detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf gesprochen.
Redaktion: Sonja Dietschi